Mittwoch, 31. Dezember 2014

Königreich Kambodscha – Im Land der Khmer

Vor unserer Reise wussten wir beide nur sehr wenig über dieses Land, das zwischen Thailand, Vietnam und Laos liegt. Meist bringt man Kambodscha eher mit Armut und Korruption in Verbindung, als mit landschaftlicher Schönheit und freundlichen Menschen. Aber genau das hat Kambodscha zu bieten – das und noch viel mehr.
Deshalb wollen wir euch heute mal ein bisschen Allgemeines erzählen. Fakten, Wissens­wertes und Interessantes,… Dinge, die uns fasziniert haben!


Das Land am Golf von Thailand blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Der Vietnamkrieg und die Gewaltherrschaft der kommunistischen Roten Khmer brachte erhebliches Leid und Zerstörung über Kambodschas Bevölkerung. Millionen Menschen starben in der Zeit des Pol Pot Regimes in Folge von Unterernährung und Krankheiten oder durch die bereits Exekutionen. Staatliche Institutionen und die Infrastruktur wurden weitestgehend zerstört und ein Großteil der Bevölkerung blieb ohne Ausbildung und war verarmt. Bis heute bedrohen auch noch mehr als zehn Millionen Landminen die Bevölkerung. Heute ist Kambodscha ein Land, das in Folge dieser jahrzehntelangen Konflikte noch wenig entwickelt ist und sich seither im Wiederaufbau befindet.
Auf einer Fläche von 181.035 km² (ca. halb so groß wie Deutschland) leben etwa 14 Millionen Menschen. Aufgrund seiner Geschichte ist Kambodscha ein sehr junges Land. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 14 Jahren. 90 – 95 % der Bevölkerung gehört ethnisch zu den Khmern. Eine Minderheit bilden Chinesen, Vietnamesen und die Cham. Die Bevölkerung ist größtenteils buddhistischen Glaubens, mit einer kleinen muslimischen Minderheit.
(Informationen unter: http://reset.org/knowledge/kambodscha-%E2%80%93-ein-ueberblick)

Kambodscha ist ein Königreich, genau genommen eine konstitutionelle Monarchie deren Staatsoberhaupt der König Sihanouk ist. Die Hauptstadt ist Phnom Penh und die einheimische Währung der sogenannte Riel (1€ ~ 5.000 Riel), wobei inzwischen hauptsächlich mit US-Dollars bezahlt wird. Dadurch erscheint einem Kambodscha auch nicht mehr ganz so billig wie man es sich vielleicht vorgestellt hat. Riel gibt es fast nur noch als Wechselgeld und auch aus den Geldautomaten holt man fast ausschließlich Dollars. In grenznahen Gebieten zu Thailand wird oft auch noch der thailändische Baht verwendet. Es lohnt sich also alle drei Währungen im Kopf zu behalten und ein bisschen mit den Wechselkursen vertraut zu sein.
Egal was man kaufen oder wohin man fahren möchte, unter 1$ passiert recht wenig. In den meisten anderen Ländern (z.B. Indonesien), in denen in Landeswährung bezahlt wird, kamen wir besser weg. Durch den Dollar sind die Preise zwar etwas gestiegen, aber im Vergleich ist Kambodscha natürlich immer noch ein günstiges Reiseland… sofern man sich gut auf das Handeln versteht. Bei uns war das größtenteils Manus Job. Der handelt wie ein Weltmeister und Endpreise unter 50% des Anfangspreises waren an der Tagesordnung ;)

Bierdose - oben mit Khmer-Schrift
Durchaus interessant sind auch die Sprache und Schrift der Khmer. Die Amtssprache ist Khmer, oft wird auch noch Französisch als Handelssprache verwendet. Da es viele kostenlose Englischschulen gibt, sprechen viele Khmer auch diese Sprache recht gut.
Die Schrift ist eine sogenannte Silbenschrift, die für uns absolut unleserlich ist. Es handelt sich um, ohne Leerzeichen oder Kommas, aneinandergereihte Schriftzeichen. Die Khmer - Schrift kennt 33 Silbenzeichen für Konsonanten, zusätzlich 18 kleine Zusatzzeichen zur Kennzeichnung der Vokale.
Aussehen tut das ja recht hübsch, helfen tuts uns aber gar nichts und so ist man auf die wenigen englischen Schilder angewiesen.

Müll und Dreck sind ein allgegenwärtigerAnblick
Auf den ersten Blick wirken weite Teile Kambodschas sehr dreckig. Müll und Gestank sind normal, obwohl wir uns daran eigentlich nie so ganz gewöhnt haben. Ein Kambodschaner verdient durch-schnittlich 513 US$ im Jahr, damit gehört Kambodscha immer noch zu den LDC (least developed countries – am wenigsten entwickelte Länder).

Kambodscha gilt momentan als politisch stabil. Eine unklare Rechtslage und ein hoher Grad an Korruption und Willkür örtlicher Behörden sind jedoch immer noch Teil des täglichen Lebens und behindern eine uneingeschränkte wirtschaftliche Entwicklung. Die Korruption ist für Touristen nur ansatzweise spürbar. Wir haben aber mit vielen Menschen gesprochen, die dorthin ausgewandert sind und bereits seit Jahren in Kambodscha leben und arbeiten. Erst dann wird einem richtig bewusst, wie hoch die Korruption immer noch ist. Es gibt beinahe nichts, was man mit Geld nicht bekommen kann. Selbst Menschenleben auslöschen lassen ist denkbar. Viele Geschichten haben wir gehört, die meisten entsprechen sicherlich der Wahrheit.
So hatte es z.B. kurze Zeit zuvor in Siem Reap in einem Haus gebrannt und die Menschen waren aufs Dach geflüchtet. Dort warteten sie auf die Feuerwehr. Als diese ankam, hieß es: „400$ - sonst löschen wir nicht!“


Auch die Landminen-Situation ist unverändert katastrophal. Nahezu 30 Jahre andauernde kriegerische Auseinandersetzungen haben Kambodscha zu einem der am stärksten mit Landminen und Blindgängermunition belasteten Länder gemacht. Pro Jahr sind immer noch rund 270 Opfer zu verzeichnen und auch wenn die Räumung Fortschritte macht, so sind doch noch weite Teile des Landes stark vermint.
Auch Touristen werden darauf aufmerksam gemacht. Das Verlassen befestigter Wege und Straßen kann tödlich enden. Pinkeln im Gebüsch also keine gute Idee. Entweder direkt am Straßenrand oder man schaffts bis zur nächsten – meist „superhygienischen“ – Raststätte ;)



Straßen sind oft in einem schrecklichen Zustand. Viele Stunden sind wir über ruckelige, un­ebene Schlagloch-verseuchte Straßen geholpert… in alten, teils ungefederten Bussen. Dazu brüllt einem durchgehend kambodschanische Karaoke ins Ohr, im Sitz dahinter eine alte Frau mit zwei Gänsen, schräg gegenüber ein Mann mit 6 Kindern auf zwei Sitzen und einem Huhn unterm Arm. Doch genau das macht ihn aus – den Charme Kambodschas.

Traurig anzusehen sind eher die vielen bettelnden Kinder, Minenopfer mit nur einem Bein oder ähnliche grausame Anblicke. Alle diese Menschen tun einem Leid, man möchte ja helfen. Dabei kann man aber auch viel falsch machen und meistens landet das Geld nicht da, wo es wirklich gebraucht wird. Die kambodschanische Mafia regiert zudem in vielen dunklen Gassen und Prostitution ist extrem.
Junge sammelt Fröschchen
Die Frösche werden frittiert und gegessen oder verkauft
Die Strategien sind ausgeklügelt und viele Touristen fallen darauf herein. Häufig sieht man z.B. junge Frauen, oft minderjährig, mit Babys auf dem Arm, die einen um Milchpulver bitten. Kauft man es, bringt sie es anschließend zurück. Das Mädchen bekommt 5$ dafür, der Verkäufer stellt es wieder ins Regal, hat etwas daran verdient und kann es anschließend wieder verkaufen. Dahinter steckt die Mafia, die somit recht leicht an Geld kommt. In einem solchen Land Gutes zu tun ist also gar nicht so einfach und es ist sicher nicht damit getan, Bettlern auf der Straße Geld zuzustecken.
Insekten - gesund und proteinreich :)

Essenstechnisch ist Kambodscha vor allem eines – koriander-lastig ;)
Schmeckt uns beiden leider überhaupt nicht. Das Zeug ist aber überall drin. Wirklich überall. Ansonsten wird einem besonders an Straßenständen einfach alles als „Chicken“ verkauft. Entweder sie wissen keine anderen Wörter oder sie haben festgestellt, dass sich Hühnchen ziemlich gut verkauft. Was man wirklich isst bleibt einem oft verborgen… vielleicht ist das auch besser so ;)
Delikatessen sind für unsereins eher abstoßend: neben den in Asien üblichen Insekten, wie Schaben und Heuschrecken gelten besonders Taranteln, riesige Vogelspinnen, als Spezialität. Sie werden frittiert und komplett verspeist. Im Grund genommen wird einfach alles gegessen, wer nicht viel hat, kann nicht wählerisch sein und besonders in ländlichen Gebieten ist die Armut immer noch sehr hoch.

Taranteln - eine beliebte Delikatesse

Die eifrig alles verzehrenden Khmer finden an Algen, Fröschchen, Innereien oder Fischblasen nichts Ungewöhnliches, auch wenn sich uns das eine oder andere Mal der Magen aufgestellt hat. Sie brühen Gehirn auf, knabbern besagte Spinnen und trinken Kobrawein, der als potenzsteigernd gilt. Besonders beliebt sind außerdem Entenföten, also ungeborene Entenküken samt Federn und allem Drum und Dran. Vermutlich nicht allzu verwunderlich, dass wir diesem Essen dann doch etwas skeptisch gegenüber standen ;)

Wasserbüffelfleisch vom Grill - schön zäh, aber gar nicht mal so schlecht
Probiert haben wir trotzdem einiges, wenn auch die harmloseren Sachen und waren von so manchem kleinen einheimischen Restaurant durchaus positiv überrascht. So haben wir z.B. Ente in verschiedenen Varianten, Rindfleisch mit Ei im gusseisernen Pfännchen oder auch getrockneten und gegrillten Wasserbüffel probiert. Manu hat sich sogar an frittierte Entenfüße gewagt, ist aber ohnehin nicht allzu viel dran :)

Sehr, sehr lecker!
Ente mit (Überraschung) Koriander, Limette, Erdnüssen und Co.
Bier ist dafür absolut trinkbar und dazu spottbillig. Normal kosten 0,4 l etwas 0,50 US$, zur Happy Hour sogar nur 0,25 US$... ein echtes Schnäppchen und somit recht einfach einen lustigen Abend mit nur 5$ in der Tasche zu haben.

Lecker - Entenfüße :)
So manches an Kambodscha klingt sicher negativ. Ist so einiges natürlich auch, aber die positiven Aspekte überwiegen. Es ist ein wunderschönes Land mit mehr als nur freundlichen Menschen, die einem oft eine unheimliche Hilfsbereitschaft entgegenbringen ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Die meisten sind stolz auf ihr Land und ihre Traditionen und bei unseren Ausflügen mit dem TukTuk wurden wir mehr als einmal durch Locals in (Trink-)Kultur und Bräuche eingeweiht.

...wenn die nicht giftig ist...
Uns hat Kambodscha mehr als positiv überrascht. Nirgends haben wir uns unsicher oder bedroht gefühlt, höchstens mal durch die typischen Straßenhunde, die man leider nahezu überall vorfindet.
Die Landschaft ist wunderschön und hat uns absolut begeistert. Sofort würden wir Kambodscha als Reiseland empfehlen und eins ist sicher – auch wir werden hoffentlich irgendwann wieder hierherkommen!