Heute mal ein bisschen was
Allgemeines und Wissenswertes über Vietnam… Informationen, aber natürlich auch
wieder viele eigene Eindrücke, die wir euch nicht vorenthalten wollen ;)
Die sozialistische Republik
Vietnam ist ein schmales, langgezogenes Land etwa in Form eines „S“, dessen
komplette Länge von Norden nach Süden etwa 1.650km beträgt. An seiner
schmalsten Stelle, relativ in der Mitte gelegen, ist Vietnam gerade einmal 50km
breit, während der breiteste Teil des Landes oben im Norden knapp über 600km
aufweist. Quasi ein Traum für jeden Strand- und Meerliebhaber, da der Staat
eine Küstenlänge von 3.260km zu bieten hat.
Kilometerlange Traumstrände |
Klimatisch kann Vietnam aufgrund
seiner langegestreckten Form in drei Zonen eingeteilt werden. Süd- und
Zentralvietnam sind tropisch und die Temperatur und Luftfeuchtigkeit somit
ganzjährig hoch, während es im Norden subtropisch, also im Sommer sehr warm, im
Winter aber sogar unangenehm kühl werden kann. Gerade rund um Hanoi und
nördlich davon gibt es vier spürbare Jahreszeiten d.h. gut und gerne 35 Grad
aufwärts im Sommer, aber nur um die 13 Grad im Winter. Deutlich kühler als im
Rest des Landes ist es auch im Hochland, z.B. in Sapa und Da Lat, wo es sogar
Frost und Schnee geben kann.
Die Landschaft Vietnams ist sehr
vielfältig und geprägt durch Palmen, Meer und Strände auf der einen Seite,
bergigem, grünem Hochland, Regenwald und Reisterrassen auf der anderen.
Die Landeswährung ist der
vietnamesische Dong. 1€ entspricht dabei in etwa 25.000 Dong. Genutzt werden
kann jedoch auch der US-Dollar, wobei man unserer Erfahrung nach meistens ein
bisschen günstiger fährt, wenn man die einheimische Währung verwendet. Prinzipiell
ist Vietnam ein nach wie vor günstiges Land und Preise für Essen, Souvenirs und
Unterkunft sind absolut in Ordnung, insofern man eben auch an kleineren
Garküchen, Local Restaurants oder typischen Essensständen isst. In
touristischen Gebieten ist es immer noch in Ordnung, aber auch die schlauen
Vietnamesen wissen, dass bei Touristen meist mehr Geld zu holen ist ;)
Das Essen ähnelt ein wenig der
kambodschanischen Küche. Reis ist ein wesentlicher Bestandteil aller Mahlzeiten,
dazu gibt es Fleisch, Fisch, Ei oder Gemüse. Pho, die traditionelle Suppe mit
Fleischeinlage, gibt’s an jeder Ecke. Alles in allem leider wieder sehr
koriander-lastig, was uns die eine oder andere Mahlzeit etwas vermiest hat.
Nervig dieses grüne Zeug ;)
Seepferdchen-Snack gefällig? |
Eine gute Hinterlassenschaft der
Franzosen ist das Banh Mi – Baguettes. Diese werden warm und knusprig gemacht
und mit verschiedensten, teils undefinierbaren Sachen belegt ;) Leider findet
sich auch hier meist Koriander, allerdings kann man da leichter gegenwirken und
gleich zu Beginn irgendwie verständlich machen, dass das grüne Zeug da nichts
zu suchen hat. Sonstige Beläge sind unter anderem Schweinefleisch (Pastete,
Braten, Hackfleisch…), Speck, Ei, Sojasprossen, Gurken, Tomaten und Karotten,
Käse und viiieles mehr. Drüber kommen mehrere manchmal scharfe, aber sehr
leckere, Soßen, Chili wer’s spicy will und dann wird ge(fr/g)essen. Schwierig,
weil alles wieder rausfällt, aber durchaus lohnenswert. Macht satt – schmeckt
und kostet um die 40-70 Cent. Unschlagbar. Besonders bekannt und yummy – Banh
Mi Phuong in Hoi An.
Nach einigen Tagen zwei x zwei
Baguettes täglich hings uns dann doch auch mal wieder zum Hals raus und es
musste eine neue Nahrungsquelle gefunden werden ;)
Allgemein gab es in keinem
anderen südostasiatischen Land so viele Bäckereien mit durchaus leckeren
Dingen. So hatten wir z.B. eine kleine Bäckerei in Hanoi gefunden, bei der wir
uns mehrmals feinste süße Stückchen und Kuchen gönnten.
Auch in Sachen Kaffee sind die
Vietnamesen besonders, oder sagen wir mal – viele Südostasiaten. Der Kaffee ist vom Aroma her kräftig, hat eine
malzige Note und wird von den Vietnamesen mit Kondensmilch, viel Zucker und je
nach Bedarf eisgekühlt oder heiß getrunken. Die Kondensmilch ist zu Beginn
etwas gewöhnungsbedürftig, da nicht nur pappsüß, sondern auch von seltsamer
Konsistenz – gelblich und dickflüssig. Ganz warm wurden wir damit immer noch
nicht, auch wenn wir bereits in Indonesien erstmals Bekanntschaft damit gemacht
hatten.
Angeblich ist der vietnamesische
Kaffee der teuerste Kaffee der Welt, wie auch in Indonesien werden die Kaffeebohnen
zu Beginn von einer Art Wiesel gefressen und nach dem Ausscheiden geröstet. Dadurch
verliert der Kaffee seine Bitterstoffe. Er ist quasi nicht im Handel
erhältlich, sondern dient als Geschenk Vietnams an Staatsoberhäupter. Geringe Mengen
sind wohl auf dem Benh Thanh zu erwerben, wobei dieser Kaffee aber nicht ganz
dem Original entspricht, sondern eher eine günstigere Variante ist. Der Preis
des Kaffees würde sich auf 2.000 Dollar pro Kilo belaufen.
Anders als in Kambodscha ist die
Schrift durchaus lesbar für uns, aber natürlich trotzdem nicht verständlich.
Auch wenn wir Wörter einfach vorgelesen haben, wurden wir oft ausgelacht oder
fragend angeschaut. So wurde die Stadt „Nha Trang“, die wir auch quasi einfach
so vorgelesen haben, von den Vietnamesen ungefähr so ausgesprochen: „niaaa
chraaang“ ;) oder so ähnlich.
Vietnamesisch hat fünf
verschiedene Töne, je nach Betonung ändern an sich identische Wörter also ihre
Bedeutung. Nur wenigen Ausländern gelingt es jemals vietnamesisch perfekt zu
sprechen, wurde uns erklärt, da gerade diese Betonungen für nahezu alle
Nicht-Asiaten sehr schwierig zu erlernen sind. Im Allgemeinen kommt man überall
mit Englisch durch, vor allem in größeren Städten oder Touristenorten. Das
Niveau kann dabei allerdings von extrem gut bis nicht vorhanden reichen. Mit
Zeichensprache, Händen und Füßen und einigen englischen Brocken klappt die
Verständigung dann aber meistens :)
Charakteristische Bauweise |
Aufgefallen waren uns auch die
immer gleichen Straßennamen. In jeder Stadt, ob groß oder klein, gibt es
mindestens eine „Tran Phu“, eine „Truong Dinh“ oder eine „Tran Hung Dao“.
Dadurch fielen das Straßennamenmerken und die Orientierung nach einiger Zeit
etwas leichter.
Komfortable Langstreckenbusse - und dazu super günstig :) |
Insgesamt erschien uns Vietnam
doch fortschrittlicher und touristisch erschlossener als Kambodscha. Straßen
sind allgemein besser ausgebaut, geteert und eindeutig weniger
schlagloch-übersäht ;) und auch die Busse sind komfortabler. Selbst die
günstigste Buskategorie ist mit Liegesitzen ausgestattet. Drei Einzelsitze pro
Reihe und Platz sich auszustrecken. Gut, gewisse Einschränkungen gibt es – die
Beinlänge ist für die deutlich kleineren Asiaten ausgelegt, aber besser als
immer zu sitzen. Lange Strecken lassen sich so viel besser überbrücken und
schlafen geht sogar auch :)
Auch bei den Unterkünften ist
Vietnam super. Günstig, aber man bekommt mehr Komfort fürs selbe Geld. Heißes
Wasser, Klimaanlage und Fenster, wenn auch oft nur in Richtung Schacht oder
Hinterhof, waren eigentlich fast immer Standard. Dennoch findet man auch hier
den obligatorischen Müll und Gegenden, die eher von Armut zeugen.
Interessant für uns und vermutlich
fast jeden Europäer ist auch das Getümmel in den Straßen und Gassen. Das Leben
spielt sich quasi komplett auf der Straße ab,… Kinder sitzen auf den typischen
Minihockern und machen auf dem Schoß Hausaufgaben, während eine Frau nebenan
zwischen geparkten Mopeds und den Auslagen eines kleinen Geschäfts Babywindeln
wechselt. Überall sind vor allem Frauen mit dem bekannten dreieckigen Strohhut
und zwei riesigen Körben an einer Stange über der Schulter unterwegs, die Obst,
Gemüse, Brot oder andere Leckereien anbieten. Dazwischen sitzen Grüppchen
älterer Menschen und Kinder spielen. Die Bürgersteige sind eng und oft vollgestellt,
deshalb ist man sofort selbst mittendrin.
Der Baustil ist charakteristisch und fällt
besonders in größeren Städten auf – hoch und schmal sind die Häuser, da sich
die Besteuerung nach der Breite des Hauses richtet. Tunnelhäuser werden sie
genannt, manchmal nur knappe 3m breit, dafür aber lang und hoch. Kein Wunder,
dass die Menschen lieber draußen im Tageslicht vor der Tür sitzen. Jeder Laden
ist vollgestopft vom Boden bis zur Decke, kunterbunter, kitschiger Ramsch
überall. Kaum vorstellbar, dass die Ladenbesitzer überhaupt etwas verkaufen,
geschweige denn davon leben und ihre Familien versorgen können.
Auch auf den Straßen geht es heiß
her. Die Straße zu überqueren setzt hauptsächlich in Saigon und Hanoi einen
gewissen Mut voraus. Millionen von Mopedfahrern schlängeln sich zwischen den
Autos durch und der Verkehrsstrom reißt nie ab. Warten auf eine Lücke kann zum
endlosen Unterfangen werden. Am besten genau das tun was auch die Einheimischen
tun – langsam, aber unbeirrt loslaufen, nicht zurückspringen und immer weiter –
die Autos und Mopeds weichen schon aus. Und das klappt wirklich, wobei ich für
die ersten paar Straßenüberquerungen ohne Manu viel viel länger gebraucht
hätte. Vermutlich würde ich immer noch in Saigon stehen und auf die niemals-kommende
Lücke im Verkehr warten ;)
Typische Hüte und Körbe zum Transport |
Generell wird auf Mopeds alles
transportiert. Schweine und Hühner – egal ob tot oder lebendig, Gemüse,
Spielzeug oder Elektrogeräte… und dazu natürlich die gesamte Familie plus Fahrer
auf einem kleinen Motorrad. Motorradtaxis heißen in Vietnam Xe Om – Xe bedeutet
übersetzt eben Motorrad, Om heißt so viel wie festhalten oder umarmen. In der
Tat sitzen häufig regelrechte Menschenknäuel auf den Motorrädern – drei, vier,
manchmal sogar fünf Personen, Baby auf dem Arm und Kinder in der Mitte. Sehr sehenswert
ist dieser Artikel und die darin enthaltenen Fotos: http://www.sueddeutsche.de/reise/reisebildband-vietnam-die-masse-machts-1.1109059
Vietnam ist ein interessantes
Land mit viel Geschichte, lebendiger Kultur und freundlichen Menschen. Nie haben
wir uns unwohl oder bedroht gefühlt. Letztendlich haben wir einiges gesehen,
haben aber auch noch einiges auf unserer Bucket List, dass wir nicht mehr
geschafft haben… ein Grund mehr wieder zu kommen.
Im nächsten Eintrag berichten wir
euch dann ein bisschen mehr über unsere Reise ins vietnamesische Hochland. Von der Hitze in die (gefühlte) Kälte.