Samstag, 28. Dezember 2013

Von Ost nach West, von West nach Ost

Von Hanmer Springs aus starteten wir also am 10.12. in Richtung Westen. Der Lewis Pass führt auf einer Höhe von bis zu 907 m von der Ost- bis zur Westküste der neuseeländischen Südinsel und ist landschaftlich wirklich schön. Die Nacht haben wir in der Nähe des sehr verschlafenen Städtchens Reefton auf einem DOC-Campingplatz verbracht.

Wer den Begriff DOC noch nicht gehört hat – er bedeutet Department of Conservation und umfasst die staatliche Behörde, die sich um den Schutz und die Erhaltung von Umwelt und Natur in Neuseeland kümmert. Diese Behörde verwaltet viele Wanderwege und eben auch Campingplätze, die, je nach Ausstattung, von kostenlos bis normale Übernachtungspreise bieten. So sind natürlich gerade die Campingplätze der niedrigsten Kategorie bei Backpackern sehr beliebt. Sie bieten zwar nur eine Toilette und (wenn man ganz viel Glück hat) fließendes Wasser, kosten aber eben auch nur 0-6 NZ$ pro Person und Nacht, was unschlagbar günstig ist. Außerdem liegen sie meistens auch in landschaftlich besonders schöner Lage.

Dieser DOC in der Nähe von Reefton liegt idyllisch an einem Flüsschen – doch die Idylle trügt gewaltig. Zum einen ist der Fluss braun, zum anderen wimmelt es von Moskitos und Sand Flies. Gerade diese Sandfliegen sind eine schreckliche Plage. Sie sind klein, schwarz und einfach überall. Die Stiche tun weh und jucken über Wochen oder entzünden sich sogar. Also, kein Spaß!

Wir konnten diese Nacht in unserem Van erst ruhig schlafen, nachdem wir einen halbstündigen Massenmord begangen und mindestens 50 verschiedene Stechmücken erschlagen hatten. Vermutlich wären wir sonst am nächsten Morgen entweder total leer gesaugt oder eben gar nicht mehr aufgewacht! ;)

Nach mehrmaligen Planänderungen hatten wir uns ja nun also vorgenommen, über den Lewis Pass in den Westen und über den Arthur’s Pass zurück in den Osten nach Christchurch zu fahren und uns somit bereits den nördlichsten Teil der Southern Alps anzusehen. Nachdem wir diese Nacht also auf wundersame Weise doch überlebt hatten, fuhren wir weiter an den Lake Brunner, wo wir eventuell eine Nacht verbringen und nachmittags noch wandern wollten. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit, es war grau und regnerisch, weshalb wir spontan direkt weiterfuhren.

Was soll man sagen… der Arthur’s Pass ist wirklich sehenswert. Die Landschaft ist der Wahnsinn und auch das Wetter wurde endlich wieder besser. Gegen Nachmittag erreichten wir dann also das Dörfchen Arthur’s Pass, das eben auf diesem gleichnamigen Pass liegt und mit 924 m Neuseelands höchste Ortschaft ist. Zudem ein sehr nettes Örtchen, mit 62 Einwohnern recht überschaubar, dafür hat es mindestens 5x so viele Touristen. Die Gegend bietet eine Vielzahl an Wanderwegen und Mountain Bike Tracks und im Winter ist es Neuseelands größtes Skigebiet. Sogar jetzt, im Sommer, war Schnee oben auf den Bergen zu sehen. Sollte mal jemand von euch auf die Idee kommen den Arthur’s Pass in Neuseeland zu befahren und oben eine Nacht zu verbringen – sehr guter Plan, kauft aber vorher ein. Es gibt nämlich nur ein winziges Lädchen in dem alles sehr, sehr, sehr teuer ist ;)


Am selben Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang zu einem Wasserfall, dem Devils Punchbowl. Das Wasser stürzt aus einer unglaublichen Höhe von 131 m in die Tiefe, was sehr spektakulär aussieht. Da wollte nicht mal Manu sich drunter stellen ;)




Die Nacht verbrachten wir wieder im Auto, in dem wir es uns nun wirklich bequem eingerichtet haben. Morgens wurden wir durch ein komisches Kratzen und Klopfen auf dem Autodach geweckt. Ein Blick nach oben und da…ein Kea hüpfte über unser Auto und verursachte diese seltsamen Geräusche. Eine lustige Art aufzuwachen.
Leider haben wir es nicht geschafft noch ein Foto von diesem Vogel zu bekommen, aber als kurze Beschreibung: Keas sind papageienähnliche grüne Vögel mit recht spitzen Schnäbeln. Gerade am Arthur’s Pass sind sie weit verbreitet.
Das zuvor erwähnte gute Wetter hat leider nur einen Nachmittag gehalten und so regnete es am nächsten Morgen schon wieder ordentlich. Wir ließen uns also viel Zeit mit dem Frühstück. Als es endlich etwas besser wurde, machten wir noch eine kleine Wanderung durch einen sehr schönen Wald und ein Stück entlang eines Flusses, bevor wir weiter nach Christchurch fuhren. Auch die restliche Strecke des Passes war wunderschön und Manu musste ziemlich häufig für Foto-Stopps anhalten.


Uns beiden hat der Arthur’s Pass sehr gut gefallen und wir hätten gerne mehr Zeit dort verbracht, um noch einige der vielen Touren auszuprobieren. Blödes Wetter :/
Aber wir sind ja zum Glück noch eine Weile in Neuseeland unterwegs und haben hoffentlich noch einmal die Gelegenheit dazu! Wir kommen wieder! ;)

Die restlichen Tage verbringen wir also hier in Christchurch und auf der sogenannten Banks Peninsula, der umliegenden Halbinsel, bis wir am 19.12. über Weihnachten und Silvester wieder nach Wellington fliegen.


Wie üblich sind wir zeitlich nicht ganz auf dem Laufenden… Überraschung, wie könnte es anders sein?! ;)
Wir sind natürlich bereits wieder in Wellington und deshalb etwas seeehr verspätet, aber besser spät als nie – Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr an alle. Besonders natürlich noch an die, mit denen wir nicht persönlich geredet oder geschrieben haben. Wir hoffen, ihr hattet ein schönes Weihnachtsfest. Wir habens uns gut gehen lassen!


Endlich wieder unterwegs… oder auch: Auf der Flucht vor den Weinreben



Freitag, 06.12.13
Morgens ca. 7.22 Uhr auf dem Weingut „Maven“ in der Nähe von Blenheim.
Irgendwo zwischen Reihe 1 und 298.
Irgendwo zwischen Pflanze 1 und 250.
Wir hatten grade erst mit der Arbeit angefangen und arbeiteten uns also Bud Rubbend durch die Reihen, als Manus Stimme aus der Parallelreihe zu mir rüberkam… „Duhuuu Schahaatz, wollen wir nicht heute schon kündigen?“

Tja, da war er bei mir nicht grade an der falschen Adresse, es war zwar noch eine weitere Arbeitswoche geplant, aber wir hatten beide genug :) Einziges Problem, die Kündigungsfrist von normalerweise 48 Stunden. Doch was solls, Fragen schadet nicht und so kündigten wir noch an diesem Morgen. „That’s fine“ war die übliche Antwort und zwar auch auf die Frage, ob eben dieser Freitag auch unser letzter Arbeitstag sein könnte. Wie viel lockerer es sich den restlichen Tag arbeitete mit der Aussicht darauf, keinen weiteren Tag zurück aufs Vineyard zu müssen. Wir flogen beinahe durch die Reihen und der Tag ging dann auch relativ schnell vorbei. Am Wochenende wurde noch mal ein bisschen gefeiert und am Sonntag verabschiedeten wir uns dann von allen neu gewonnenen Freunden, was dann doch bereits wieder ein bisschen ein wehmütiges Gefühl aufkommen ließ. Man lernt so viele Leute kennen und schließt erstaunlich schnell Freundschaften, aber wie es nun mal ist beim Reisen…es zieht einen weiter und so kommen vermutlich auch noch viele weitere Abschiede auf uns zu! Die Zeit im Duncannon und auf den Weinfeldern rund um Blenheim war jedenfalls eine tolle Erfahrung und wir erinnern uns gerne daran zurück!

Nachdem wir uns dann also recht spontan dazu entschlossen hatten zu kündigen, verließen wir Sonntag das Duncannon mit unklarem Ziel. Ostküste runter Richtung Christchurch war die ungefähre Planung, die genügte uns fürs erste aber auch völlig. Wir waren ja wieder „frei“, hatten Zeit und unseren frisch geputzten Sklavenwagen dabei, der endlich nicht mehr über die unmöglichsten Vineyard-Wege hoppeln musste und nach Sauger und Waschstraße wieder richtig hübsch aussah.
Ihr könnt euch also vorstellen, wie gut es uns ging. Bei lauter Musik und offenem Fenster brausten wir den State Highway 1 am Meer entlang bis – OIL CHANGE – das Lämpchen hatte auf einmal zu blinken begonnen, obwohl wir das Auto doch erst einen Monat vorher beim Service gehabt hatten. Das brachte unseren nicht vorhandenen Plan also mal wieder kurzfristig durcheinander und wir entschieden uns lieber nicht mehr all zu weit zu fahren und noch eine Nacht in Kaikoura zu verbringen. Am nächsten Morgen sind wir dann gleich zu einer Autowerkstatt und der nette Mechaniker konnte zum Glück die Vermutung meines Papas bestätigen…beim Service war der Ölwechsel ordnungsgemäß durchgeführt, nur der Zähler nicht zurückgesetzt worden und so konnte es zum Glück direkt ohne zusätzliche Kosten weitergehen.



Wir hatten uns dafür entschieden nach Hanmer Springs zu fahren und schon der Weg dorthin führte uns durch ein sehr schönes Tal, das Waiau Valley.


 Der kleine Ort selbst ist bekannt für seine heißen Thermalquellen und den umliegenden Hanmer Springs Forest Park, ein großes Waldgebiet, das viele Wanderwege bietet. Kaum angekommen besuchten wir die Hanmer Springs Thermal Pools, also quasi das Thermalbad im Ort und relaxten im heißen Wasser. Es war schön und richtig erholsam nach den arbeitsamen Wochen. Im Nachhinein war es dennoch nicht unbedingt die 20 Dollar Eintritt pro Person wert, die es uns gekostet hat.















Abends kamen wir in der Küche des Campingplatzes mit einem deutsch-österreichischen Pärchen (Grüße an Nela und Peter ;)) ins Gespräch, mit denen wir am nächsten Morgen noch eine kleine Wanderung unternahmen. Die Strecke war super, führte mitten durch den Wald und endete an einem 41 m hohen Wasserfall. Ein toller Anblick.
Mir wars eindeutig zu kalt, obwohl es vermutlich meinem Kreislauf gut getan hätte, der mich beim Aufstieg mal wieder übel im Stich gelassen hat, aber Manu hat sich knallhart drunter gestellt. Das Ergebnis sehr ihr hier. Aber lasst euch nicht täuschen, es war wirklich verdammt kalt! ;)



Nach diesem Ausflug trennten sich unsere Wege und Nela und Peter machten sich auf den Weg nach Christchurch während wir uns für die Route über den Lewis Pass entschieden hatten, der uns von Hanmer Springs bis fast an die Westküste bringen sollte.

Dienstag, 10. Dezember 2013

4 Wochen Blenheim - Arbeit und Wein



So, jetzt wisst ihr prinzipiell wie unsere Zeit in Blenheim aussah, nur das Thema Arbeit haben wir bisher vermieden. Tja, man kommt wohl nicht drum herum, deswegen auch dazu noch so manche Info.

Der Job wurde uns vom Hostel vermittelt und wir wurden bereits zu Beginn vorsichtig darauf hingewiesen, dass mit unserer neuen Chefin (auch Dragonlady oder Sklaventreiber genannt) nicht zu spaßen sei und schon so mancher nicht mit ihr zurecht gekommen ist. Das stellten wir dann auch gleich 5 Minuten nach Arbeitsbeginn fest. Die Einweisung klang übersetzt so: „Geht mir nicht auf den Sack. Arbeitet hart, ihr werdet ja auch bezahlt. Wer nicht gut arbeitet, kann zurück trampen und braucht auch nicht wiederzukommen“.
Das saß. Prompt hatte keiner mehr wirklich Lust zu arbeiten. Wen wunderts bei der netten Begrüßung?! So wurden wir also übers Vineyard getrieben, was den Namen „Sklavenwagen“ für unser Auto selbsterklärend macht. Wir und unsere vier Mitfahrer Tommy, Pinky, Joni und Nick fühlten uns zu Beginn jedenfalls so.

Auf einem Weingut gibt es viel zu tun. Wir werden uns nicht mehr über vermeintlich teure Weinpreise beschweren, jetzt wo wir ansatzweise wissen wie viele Schritte vom Pflanzen bis zur abgefüllten Flasche Wein nötig sind und wie viel Arbeit dahintersteckt. Um euch einen kleinen Einblick in unsere Aufgaben zu geben, erläutern wir sie mal kurz.


Bud Rubbing füllte unsere ersten 1,5 Tage aus. Gespürt haben wirs sicher noch eine Woche danach. Ihr müsst euch das so vorstellen: Man läuft den ganzen Tag in gebückter Haltung bzw. wechselt teilweise aufgrund von Rückenschmerzen auch in die Hocke, das sind dann grob 8 Stunden lang Kniebeugen. Das Ziel in dieser Disziplin ist es, Knospen und kleine Äste am Stamm einer jeden Weinrebe unterhalb der Kniehöhe zu entfernen. Dabei wird mit einem Gummihandschuh über den Stamm gerubbelt. Zur körperlichen Anstrengung kommt noch die etwas andere Bezahlung dazu. Man arbeitet nämlich auf Contract, d.h. man bekommt pro Pflanze 2,57 Cent. Um den Mindestlohn pro Stunde zu erreichen wären also 540 gerubbelte Reben nötig. Rechnet man das auf einen normalen 8 Stunden Arbeitstag hoch, wären das 4.320 Kniebeugen oder Bückbewegungen. Und das nur für den Minimumlohn von 14,85$. Für mich nicht machbar, Manu machte seine ca. 540 Pflanzen in der Stunde voll, hatte aber keine Lust zusätzlich zu den Kniebeugen noch einen Marathon zu laufen. Der wäre nämlich nötig gewesen, um mehr wie Minimum zu verdienen. Aber solche Freaks gabs auch ;)


Shoot Thinning begleitete uns in verschiedenen Varianten die kompletten vier Wochen. Körperlich nicht so anstrengend, auf Dauer aber extremst langweilig, da ist selbst Schlafen spannender. Eigentlich geht es nur darum, die Reben auszudünnen, damit sie nicht zu schwer werden und nicht zu viele Früchte tragen. Alle Energie kann dann in die verbleibenden Trauben fließen, die somit mehr Geschmack und besseres Aroma bekommen. Deshalb werden Äste an verschiedenen Stellen abgerissen. Unser Vorteil dabei war die Bezahlung pro Stunde.


Wire Lifting kann absolut okay bis völlig beschissen sein. Entlang der Reihen befinden sich Pfosten an denen Drähte auf Nägel gespannt sind. Diese Drähte sollen die Reben beim Wachsen begleiten, damit sie nicht in verschiedene Richtungen ausbrechen. Je nach Sorte, Sonneneinstrahlung und Hanglage sind es zwischen zwei und vier Drähte, die man dann immer um einen Nagel nach oben setzen muss. In manchen Fällen geht das ganz einfach. In anderen Fällen sind die Drähte bereits komplett mit den Reben verwachsen. Wenn diese drum herum ranken, lassen sich die Drähte dann nur  noch durch starkes Ziehen und Reißen wieder trennen. Dadurch wird dann auch das Hochsetzen entsprechend schwieriger. Besonders der „Final Lift“, also das Anheben auf den höchsten Nagel, der sich oft locker in einer Höhe von ca. 1,85m bewegte, brachte mich manchmal fast zur Verzweiflung. Bezahlung erfolgte wieder per Pflanze, diesmal gabs 1,5 Cent pro Stück. Die Drähte werden aber ja nur am Pfosten geliftet. Zwischen zwei Pfosten befinden sich jeweils vier Pflanzen und eine ganze Reihe hatte je nach Länge gern auch mal bis zu 280 Pflanzen. Der Job wird dabei natürlich beidseitig, also rechts und links einer Reihe (ZickZack) ausgeführt.


Planting und Covering werden pro Stunde bezahlt und machten uns am meisten Spaß. Wie die Wörter schon sagen, werden kleine Ableger gepflanzt und anschließend in Plastikhüllen eingepackt. Das hat den Sinn, die kleinen Pflanzen beim Sprayen zu schützen. Gesprayt werden Pestizide, die Knospen und Co am Stamm absterben lassen und somit Bud Rubbing unnötig machen. Dies ist eine Art von Spraying, bei anderen Arten werden auch die ganzen Reben von oben mit dem Flugzeug gespritzt.


Das waren unsere größten Aufgabengebiete, aber es gab immer wieder andere, kleinere Aufgaben zu verrichten.

Auch das anfangs ausgesprochen schlechte Verhältnis zur Dragonlady verbesserte sich von Tag zu Tag und konnte am Ende sogar als freundschaftlich bezeichnet werden. Teilweise schickte sie uns sogar alleine auf die Weinfelder, was für uns ein großer Vertrauensbeweis war.
Bis zum Ende störten uns die oft vielen Fahrten auf unmöglichsten Feldwegen von Weingut zu Weingut und auch innerhalb der meist riesigen Areale von einem Weinfeld zum nächsten. Den einen Tag fuhren wir 140km. Spritgeld – gibt’s nicht. Dennoch war es schöne Erfahrung, zeitweise machte die Arbeit sogar richtig Spaß und ein bisschen Geld ist dabei auch noch hängengeblieben. Am besten war natürlich das Herumheizen mit diesen kleinen Carts, die mehr Power unterm Popo haben, wie man vielleicht denkt. :)

 













  



Das Ganze klingt für euch jetzt vielleicht nicht grade spannend, aber ihr müsst euch vorstellen, wie es ist zwischen abertausenden von Reben zu stehen, die Berge ringsherum, Sonne und mystische Wolkenformationen und nichts zu sehen außer Wein. Zeitweise ein unglaubliches Panorama, das einen für vieles entschädigt und immer wieder zeigt, warum man das eigentlich macht!



4 Wochen Blenheim ... Hostel und Freizeit


Wie wir inzwischen schon selbst feststellen mussten, ändern sich die Dinge für Backpacker oft schneller als gewünscht. Manuel erste Worte waren „Scheiße, wie bei der Bundeswehr“ und auch auf mich machte es eher den Eindruck eines Strafslagers. Dürfen wir vorstellen: Duncannon Hostel, Yellow 1.

Ja, genau, das sind wir. Genau genommen, haben wir das erste Zimmer im gelben Block bekommen. Alle Blöcke sind U-förmig angeordnet und nach Farben und Nummern sortiert. Dieselbe Ordnung herrscht auch in der Küche, alles streng durchgeplant und komplett kameraüberwacht… hat mich irgendwie ans Dschungel Camp erinnert ;) Duschen darf man höchstens 5 Minuten mit warmen Wasser, dafür gibt’s abgezählte Duschmünzen und Punkt 22.00 Uhr war Nachtruhe und damit mein ich absolute Nachtruhe. Flüstern verboten. Raucher? Wie am Bahnhof, nur in abgegrenzten Bereichen erlaubt.


So, Spaß beiseite. Im Endeffekt war das nicht gelogen, aber es war viel, viel besser wie man es auf den ersten Blick erwarten konnte.
Duschmünzen so viele man wollte, …mussten zwar an der Rezeption geholt werden, dienen aber der Energieersparnis und dem Umweltschutz.
Die Einteilung in Farben und Nummern erwies sich als ziemlich sinnvoll, da ca. 150 Leute gleichzeitig dort wohnten, was ein gutes System in Küche, Bad und Wohnflächen erfordert und Chaos verhindert.
Auch die Nachtruhe wurde nicht all zu genau genommen und die Kameras waren nach einer halben Stunde vergessen.

 
Außerdem gab es einen Fitnessraum, zwei Billardtische, eine Tischtennisplatte und einen gemütlichen Aufenthaltsraum mit Fernseher. Direkt auf dem Hostelgelände befand sich noch ein Sportplatz für Fussball, Volleyball und einem direkten Zugang zum Fluss, der zum Entspannen, Sonnen und Angeln gut war.




Es war also nicht nur aushaltbar, sondern sogar eine wahnsinnig tolle Zeit mit coolen Leuten. Sonst wären wir ja auch nie 4 Wochen geblieben.
Bald entwickelte sich quasi schon ein Tagesablauf, der wie folgt aussah:
-         5:45 Uhr: Wecker, oft versucht, aber nie geschafft da auch tatsächlich aufzustehen
-         6:15 Uhr: Ich aufgestanden
-         6:22 Uhr: Manu aus dem Bett geworfen
-        6:45 Uhr: Treffpunkt am Hostel-Parkplatz, wir meistens pünktlich, unsere Mitfahrer eher selten, deshalb
-         6:50 Uhr: Abfahrt zum KFC, Treffpunkt für die Arbeit (Extra Blog folgt)
-         Anfangs 17:00 Uhr: Feierabend, später meistens auf eigene Faust um 16:00 Uhr: Feierabend
-         Anschließend: alltäglicher Besuch im Pak’n’Save, einem riesigen Supermarkt
-         Zwischen 17:00 und 22:00 Uhr: Duschen, Kochen, Essen, Zusammensitzen
Das war der Tagesablauf unter der Woche. Wochenende sah da ganz anders aus. Samstag haben wir manchmal noch gearbeitet, aber meistens nur bis 14:00 oder 15:00 Uhr. Zugegebenermaßen ließ unsere Motivation dafür am Ende dann auch zu wünschen übrig, trotzdem haben wirs durchgezogen.


Samstagabend fand dann eigentlich immer eine riesen Party statt. Bier-Pong, Flunky Ball, Circle of Death uvm.
Teilweise Trinkspiele, die wir altersbedingt schon fast wieder verlernt hatten, da wir wirklich schon zu den älteren gehörten. Der Großteil kam direkt nach dem Abi nach Neuseeland.









Sonntage waren von Nichtstun, Waschen oder dem Besuch der Whites Bay geprägt, einem wirklich schönen Sandstrand.


So vergingen die vier Wochen wie im Flug…wäre da nicht die Arbeit gewesen ;)

Kaikoura

Hallo ihr Lieben daheim, wir hoffen, bei euch ist alles klar?
Uns geht’s gut, auch wenn wir – wie immer – mit der Berichterstattung deutlich hinterher hängen ;)

Am 6.11. sind wir also mit der Fähre über die Cook Strait von Wellington (Nordinsel) nach Picton (Südinsel) getuckert. Dort angekommen gings direkt nach Kaikoura, ein kleines Örtchen an der Ostküste, das vor allem für seine Tierwelt bekannt ist. Hier haben wir auch die erste Nacht in unserem Auto verbracht. Richtig bequem sogar!
Schön ist in Kaikoura außerdem die Kulisse - Meer und schneebedeckte Berge prallen quasi direkt aufeinander.






Wenn man das nötige Kleingeld hat, kann man hier Whale Watching mit Boot oder Helikopter unternehmen, mit Delphinen oder Seelöwen schwimmen und geführte Angeltouren buchen. Wir haben uns für die günstigste Variante entschieden und sind den „Kaikoura Peninsula Walkway“ einmal um die Halbinsel herum vorbei an einer Seelöwenkolonie gelaufen. Dieses Mal hat uns das Glück nicht im Stich gelassen und wir haben einige Seelöwen sogar aus nächster Nähe zu Gesicht bekommen… genau genommen, erst gerochen, dann gesehen. Dabei gilt dann: „Gerate nie zwischen einen Seelöwen und seinen Fluchtweg Meer“. Man könnte meinen, die seien fett und langsam, weil sie die ganze Zeit nur rumliegen und abgammeln, aber da täuscht man sich gewaltig. Die sind verdammt flink! ;)

Im Hostel angekommen, durchsuchte ich mal wieder die Stellenangebote. Die Arbeitslust war tatsächlich wieder da (selbstverständlich nur außerhalb einer Küche :D), bei Tanja aber noch nicht ganz angekommen. Im Endeffekt entschieden wir uns für den wohl erstschlechtesten Job – Vineyard Work in Blenheim in der Marlborough Region, die für ihren Wein sehr bekannt ist.
Schnell Sachen gepackt und am 9.11. die 135km auf dem State Highway 1 zurück nach Blenheim gefahren. Bei der ersten Durchreise Richtung Kaikoura wäre uns diese Stadt nicht gerade als Aufenthaltsort für die nächsten 4 Wochen in den Kopf gekommen

… Fortsetzung folgt.


Dienstag, 26. November 2013

Wellington und die erste Zeit in Neuseeland

Oh je, seit dem letzten Mal ist unser Blog aber wirklich zu kurz gekommen. Wir sind jetzt schon seit über 4 Wochen in Neuseeland und haben es nicht geschafft euch davon zu berichten. Schande über uns! :) Nun also eine Kurzfassung, …wobei, ihr kennt uns, wir habens nicht so mit dem Kurzfassen, aber wir geben uns Mühe! :D

Am 24.10. hieß es dann „Tschüss Südsee, Hallo Neuseeland“. Enda und Rachel, die wir im Hostel kennengelernt hatten, brachten uns auf ihren Rollern zum Flughafen. Um sich die Wartezeit zu versüßen, war Manu grade dabei ein Snickers zu essen, als es ziemlich laut und eklig knackte. Uns beiden war klar, dass das keine Nuss sein konnte…und tatsächlich hatte er sich einen halben Zahn rausgebissen. Ganz toll, dürfen wir in Neuseeland erstmal zum Zahnarzt ;)
Um 01.25 Uhr nachts sind wir dann also von Rarotonga aus nach Auckland geflogen (mit einem halben Zahn weniger, aber dafür mit vielen schönen Erinnerungen mehr) wo wir nach 4,5 Stunden Flug am 25.10. um 5.00 Uhr morgens ankamen. Na, wer kann der Rechnung noch folgen? Dank Datumsgrenze und einer Stunde Zeitverschiebung geht einem auf Flügen in dieser Richtung einfach mal knallhart ein ganzer Tag verloren.
Um 7.30 Uhr sollte es weiter nach Wellington gehen, wo Conny und Sven uns vom Flughafen abholen wollten. Klitzekleines Problem dabei – Windy Welly machte uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Es schaukelte und ruckelte gewaltig und alles wartete nur auf die Landung, wir konnten sogar schon die Landebahn sehen, …als der Pilot durchstartete und direkt zurück nach Auckland flog. Sturmböen von über 150 km/h machten eine Landung unmöglich und verschafften uns einen 7-stündigen Aufenthalt am Flughafen Auckland. Auch nicht gerade der spannendste Ort der Welt und so waren wir froh, als es um 16.25 Uhr endlich hieß: „Boarding Completed“ und wir um 17.30 Uhr in Wellington landen konnten.


Wir wurden mehr als herzlich empfangen und fühlten uns sofort wie zuhause, wofür wir uns natürlich auch an dieser Stelle nochmals bei Conny und Sven (Cousin von Manus Vater) bedanken möchten.
Wir haben ein schönes Zimmer mit eigenem Bad und auch das gesamte Haus ist superschön. Sogar mit Meerblick.
Den ersten Abend verbrachten wir mit lustigen Gesprächen und besonders Manu und Sven schwelgten in alten Erinnerungen. Auch sonst ist es schwierig knapp zu beschreiben, wie lieb wir aufgenommen wurden.

Nicht nur, dass wir mit bestem Essen verwöhnt wurden, nein, wir wurden auch mit der Autosuche unterstützt und grundsätzlich gilt: „Fragt nicht nach, fühlt euch wie zuhause!“ Und genau diese Selbstverständlichkeit, Freundlichkeit und Herzlichkeit macht diese Aufenthalte bei Conny, Sven, Leon und Lars in Wellington zu etwas ganz Besonderem für uns.



Schon am zweiten Abend, Samstag, gings zu einem Rugbyspiel ins Westpac Stadium, Finalspiel Wellington gegen Canterbury. Der Wind war leider immer noch ziemlich stark und so musste man sich doch noch recht dick einpacken, um nicht zu frieren.
Echt ne spannende Sportart und so hatten wir viel Spaß an diesem Abend, auch wenn die Wellington Lions leider verloren haben :)

Die folgenden Tage verbrachten wir mit Faulenzen, Gegend erkunden, bissl Sightseeing in Wellington, dem Besuch des bekannten Te Papa-Museums und natürlich dem Gang zum Zahnarzt, bei dem Manus abgebrochener Zahn für 200 Dollar repariert wurde. Am wichtigsten war für uns aber die Autosuche.
Unser neues fahrbares Zuhause
Relativ schnell wurden wir fündig und entschieden uns nach ein paar kurzen Probefahrten schon am 29.10. für einen Toyota Estima 4WD, der mit seinen 137.000 km noch ziemlich gut dasteht. 2.800 NZ$ haben wir hingeblättert und sind nun also stolze Besitzer unseres ersten gemeinsamen Autos, das inzwischen den Spitznamen „Sklavenwagen“ bekommen hat. Gefällt mir zwar nicht, passt aber. Das ist allerdings eine andere Geschichte und hängt mit unserem momentanen Job auf einem Weingut zusammen, aber dazu später mehr ;)

Die nächsten Tage standen Ummeldung des Autos, Versicherung und Beantragung der IRD-Number (Steuernummer) an, also viel Papierkram. Mittlerweile ist natürlich alles erledigt und wir sind sogar Inhaber eines neuseeländischen Kontos bei der Kiwi Bank. Für kleinere oder größere Spenden sind wir jederzeit offen und schicken gerne die Bankverbindung, gell Mamis und Papis und Omis und Opis ;) ;) ;) ;) ;)

Ein Highlight für Manu war sicher unser Angelausflug. Sven besitzt ein Boot und mit diesem sind wir raus aufs Meer gefahren, um zu fischen. Das hat sogar mir Spaß gemacht, wobei ich quasi nur „Angeln für Mädchen“ betrieben habe. Ich hab weder Köder an die Angelhaken gemacht, noch gefangene Fische auf den Kopf geschlagen oder die Kehle aufgeschnitten. Netterweise musste ich mir nicht mal die Füße nass machen, sondern wurde traditionell aufs Boot getragen und durfte am Ende sitzenbleiben, bis es wieder auf dem Anhänger verladen und aus dem Wasser gezogen war. Das nenn ich echt mal Luxus! :)

Manu hat natürlich alles mitgemacht und so haben wir drei Fische (Blue Cod) gefangen, die es dann auch zum Abendessen gab. Seeehr lecker. Beachten muss man dabei allerdings die erlaubten Fangmengen und Mindestmaße. In dieser Region müssen Blue Cod mindestens 33 cm lang sein und so mussten wir verdammt viele Fische wieder zurück in die Freiheit entlassen. Einer davon hatte allerdings weniger Glück – kaum zurück im Wasser wurde er schon von einem wartenden Kormoran verspeist. Armer Fischi.


Ein weiterer Ausflug verlief dann irgendwie nicht ganz wie geplant…wir wollten einen Spaziergang am Strand entlang bis zu einer Seelöwenkolonie unternehmen und starteten auch wie geplant. Die Strecke war schön und abgesehen von hin und wieder immer noch starkem Wind, auch angenehm zu laufen. Nach ca. 5 km wunderten wir uns dann langsam doch warum weit und breit keine Seelöwen zu sehen waren, obwohl wir die sogenannte „Seal Recreation Area“ bereits erreicht hatten. Wir haben dann noch zwei weitere Buchten umrundet, aber dann doch aufgegeben ohne auch nur einen Seelöwen gesehen zu haben. Soviel zur Seelöwen-Garantie – „da sieht man immer welche“ ;)

Am 6.11. haben wir bei Wind und leichtem Nieselregen, samt unserem Van, die Fähre von Wellington nach Picton, also auf die Südinsel genommen und sind seitdem hier unterwegs.

Wir melden uns bald wieder, sobald wir mal wieder öfter an günstiges Internet kommen. :) Aber eins ist sicher: uns gehts gut und wir hoffen, euch zuhause auch!!