Mittwoch, 31. Dezember 2014

Königreich Kambodscha – Im Land der Khmer

Vor unserer Reise wussten wir beide nur sehr wenig über dieses Land, das zwischen Thailand, Vietnam und Laos liegt. Meist bringt man Kambodscha eher mit Armut und Korruption in Verbindung, als mit landschaftlicher Schönheit und freundlichen Menschen. Aber genau das hat Kambodscha zu bieten – das und noch viel mehr.
Deshalb wollen wir euch heute mal ein bisschen Allgemeines erzählen. Fakten, Wissens­wertes und Interessantes,… Dinge, die uns fasziniert haben!


Das Land am Golf von Thailand blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Der Vietnamkrieg und die Gewaltherrschaft der kommunistischen Roten Khmer brachte erhebliches Leid und Zerstörung über Kambodschas Bevölkerung. Millionen Menschen starben in der Zeit des Pol Pot Regimes in Folge von Unterernährung und Krankheiten oder durch die bereits Exekutionen. Staatliche Institutionen und die Infrastruktur wurden weitestgehend zerstört und ein Großteil der Bevölkerung blieb ohne Ausbildung und war verarmt. Bis heute bedrohen auch noch mehr als zehn Millionen Landminen die Bevölkerung. Heute ist Kambodscha ein Land, das in Folge dieser jahrzehntelangen Konflikte noch wenig entwickelt ist und sich seither im Wiederaufbau befindet.
Auf einer Fläche von 181.035 km² (ca. halb so groß wie Deutschland) leben etwa 14 Millionen Menschen. Aufgrund seiner Geschichte ist Kambodscha ein sehr junges Land. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 14 Jahren. 90 – 95 % der Bevölkerung gehört ethnisch zu den Khmern. Eine Minderheit bilden Chinesen, Vietnamesen und die Cham. Die Bevölkerung ist größtenteils buddhistischen Glaubens, mit einer kleinen muslimischen Minderheit.
(Informationen unter: http://reset.org/knowledge/kambodscha-%E2%80%93-ein-ueberblick)

Kambodscha ist ein Königreich, genau genommen eine konstitutionelle Monarchie deren Staatsoberhaupt der König Sihanouk ist. Die Hauptstadt ist Phnom Penh und die einheimische Währung der sogenannte Riel (1€ ~ 5.000 Riel), wobei inzwischen hauptsächlich mit US-Dollars bezahlt wird. Dadurch erscheint einem Kambodscha auch nicht mehr ganz so billig wie man es sich vielleicht vorgestellt hat. Riel gibt es fast nur noch als Wechselgeld und auch aus den Geldautomaten holt man fast ausschließlich Dollars. In grenznahen Gebieten zu Thailand wird oft auch noch der thailändische Baht verwendet. Es lohnt sich also alle drei Währungen im Kopf zu behalten und ein bisschen mit den Wechselkursen vertraut zu sein.
Egal was man kaufen oder wohin man fahren möchte, unter 1$ passiert recht wenig. In den meisten anderen Ländern (z.B. Indonesien), in denen in Landeswährung bezahlt wird, kamen wir besser weg. Durch den Dollar sind die Preise zwar etwas gestiegen, aber im Vergleich ist Kambodscha natürlich immer noch ein günstiges Reiseland… sofern man sich gut auf das Handeln versteht. Bei uns war das größtenteils Manus Job. Der handelt wie ein Weltmeister und Endpreise unter 50% des Anfangspreises waren an der Tagesordnung ;)

Bierdose - oben mit Khmer-Schrift
Durchaus interessant sind auch die Sprache und Schrift der Khmer. Die Amtssprache ist Khmer, oft wird auch noch Französisch als Handelssprache verwendet. Da es viele kostenlose Englischschulen gibt, sprechen viele Khmer auch diese Sprache recht gut.
Die Schrift ist eine sogenannte Silbenschrift, die für uns absolut unleserlich ist. Es handelt sich um, ohne Leerzeichen oder Kommas, aneinandergereihte Schriftzeichen. Die Khmer - Schrift kennt 33 Silbenzeichen für Konsonanten, zusätzlich 18 kleine Zusatzzeichen zur Kennzeichnung der Vokale.
Aussehen tut das ja recht hübsch, helfen tuts uns aber gar nichts und so ist man auf die wenigen englischen Schilder angewiesen.

Müll und Dreck sind ein allgegenwärtigerAnblick
Auf den ersten Blick wirken weite Teile Kambodschas sehr dreckig. Müll und Gestank sind normal, obwohl wir uns daran eigentlich nie so ganz gewöhnt haben. Ein Kambodschaner verdient durch-schnittlich 513 US$ im Jahr, damit gehört Kambodscha immer noch zu den LDC (least developed countries – am wenigsten entwickelte Länder).

Kambodscha gilt momentan als politisch stabil. Eine unklare Rechtslage und ein hoher Grad an Korruption und Willkür örtlicher Behörden sind jedoch immer noch Teil des täglichen Lebens und behindern eine uneingeschränkte wirtschaftliche Entwicklung. Die Korruption ist für Touristen nur ansatzweise spürbar. Wir haben aber mit vielen Menschen gesprochen, die dorthin ausgewandert sind und bereits seit Jahren in Kambodscha leben und arbeiten. Erst dann wird einem richtig bewusst, wie hoch die Korruption immer noch ist. Es gibt beinahe nichts, was man mit Geld nicht bekommen kann. Selbst Menschenleben auslöschen lassen ist denkbar. Viele Geschichten haben wir gehört, die meisten entsprechen sicherlich der Wahrheit.
So hatte es z.B. kurze Zeit zuvor in Siem Reap in einem Haus gebrannt und die Menschen waren aufs Dach geflüchtet. Dort warteten sie auf die Feuerwehr. Als diese ankam, hieß es: „400$ - sonst löschen wir nicht!“


Auch die Landminen-Situation ist unverändert katastrophal. Nahezu 30 Jahre andauernde kriegerische Auseinandersetzungen haben Kambodscha zu einem der am stärksten mit Landminen und Blindgängermunition belasteten Länder gemacht. Pro Jahr sind immer noch rund 270 Opfer zu verzeichnen und auch wenn die Räumung Fortschritte macht, so sind doch noch weite Teile des Landes stark vermint.
Auch Touristen werden darauf aufmerksam gemacht. Das Verlassen befestigter Wege und Straßen kann tödlich enden. Pinkeln im Gebüsch also keine gute Idee. Entweder direkt am Straßenrand oder man schaffts bis zur nächsten – meist „superhygienischen“ – Raststätte ;)



Straßen sind oft in einem schrecklichen Zustand. Viele Stunden sind wir über ruckelige, un­ebene Schlagloch-verseuchte Straßen geholpert… in alten, teils ungefederten Bussen. Dazu brüllt einem durchgehend kambodschanische Karaoke ins Ohr, im Sitz dahinter eine alte Frau mit zwei Gänsen, schräg gegenüber ein Mann mit 6 Kindern auf zwei Sitzen und einem Huhn unterm Arm. Doch genau das macht ihn aus – den Charme Kambodschas.

Traurig anzusehen sind eher die vielen bettelnden Kinder, Minenopfer mit nur einem Bein oder ähnliche grausame Anblicke. Alle diese Menschen tun einem Leid, man möchte ja helfen. Dabei kann man aber auch viel falsch machen und meistens landet das Geld nicht da, wo es wirklich gebraucht wird. Die kambodschanische Mafia regiert zudem in vielen dunklen Gassen und Prostitution ist extrem.
Junge sammelt Fröschchen
Die Frösche werden frittiert und gegessen oder verkauft
Die Strategien sind ausgeklügelt und viele Touristen fallen darauf herein. Häufig sieht man z.B. junge Frauen, oft minderjährig, mit Babys auf dem Arm, die einen um Milchpulver bitten. Kauft man es, bringt sie es anschließend zurück. Das Mädchen bekommt 5$ dafür, der Verkäufer stellt es wieder ins Regal, hat etwas daran verdient und kann es anschließend wieder verkaufen. Dahinter steckt die Mafia, die somit recht leicht an Geld kommt. In einem solchen Land Gutes zu tun ist also gar nicht so einfach und es ist sicher nicht damit getan, Bettlern auf der Straße Geld zuzustecken.
Insekten - gesund und proteinreich :)

Essenstechnisch ist Kambodscha vor allem eines – koriander-lastig ;)
Schmeckt uns beiden leider überhaupt nicht. Das Zeug ist aber überall drin. Wirklich überall. Ansonsten wird einem besonders an Straßenständen einfach alles als „Chicken“ verkauft. Entweder sie wissen keine anderen Wörter oder sie haben festgestellt, dass sich Hühnchen ziemlich gut verkauft. Was man wirklich isst bleibt einem oft verborgen… vielleicht ist das auch besser so ;)
Delikatessen sind für unsereins eher abstoßend: neben den in Asien üblichen Insekten, wie Schaben und Heuschrecken gelten besonders Taranteln, riesige Vogelspinnen, als Spezialität. Sie werden frittiert und komplett verspeist. Im Grund genommen wird einfach alles gegessen, wer nicht viel hat, kann nicht wählerisch sein und besonders in ländlichen Gebieten ist die Armut immer noch sehr hoch.

Taranteln - eine beliebte Delikatesse

Die eifrig alles verzehrenden Khmer finden an Algen, Fröschchen, Innereien oder Fischblasen nichts Ungewöhnliches, auch wenn sich uns das eine oder andere Mal der Magen aufgestellt hat. Sie brühen Gehirn auf, knabbern besagte Spinnen und trinken Kobrawein, der als potenzsteigernd gilt. Besonders beliebt sind außerdem Entenföten, also ungeborene Entenküken samt Federn und allem Drum und Dran. Vermutlich nicht allzu verwunderlich, dass wir diesem Essen dann doch etwas skeptisch gegenüber standen ;)

Wasserbüffelfleisch vom Grill - schön zäh, aber gar nicht mal so schlecht
Probiert haben wir trotzdem einiges, wenn auch die harmloseren Sachen und waren von so manchem kleinen einheimischen Restaurant durchaus positiv überrascht. So haben wir z.B. Ente in verschiedenen Varianten, Rindfleisch mit Ei im gusseisernen Pfännchen oder auch getrockneten und gegrillten Wasserbüffel probiert. Manu hat sich sogar an frittierte Entenfüße gewagt, ist aber ohnehin nicht allzu viel dran :)

Sehr, sehr lecker!
Ente mit (Überraschung) Koriander, Limette, Erdnüssen und Co.
Bier ist dafür absolut trinkbar und dazu spottbillig. Normal kosten 0,4 l etwas 0,50 US$, zur Happy Hour sogar nur 0,25 US$... ein echtes Schnäppchen und somit recht einfach einen lustigen Abend mit nur 5$ in der Tasche zu haben.

Lecker - Entenfüße :)
So manches an Kambodscha klingt sicher negativ. Ist so einiges natürlich auch, aber die positiven Aspekte überwiegen. Es ist ein wunderschönes Land mit mehr als nur freundlichen Menschen, die einem oft eine unheimliche Hilfsbereitschaft entgegenbringen ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Die meisten sind stolz auf ihr Land und ihre Traditionen und bei unseren Ausflügen mit dem TukTuk wurden wir mehr als einmal durch Locals in (Trink-)Kultur und Bräuche eingeweiht.

...wenn die nicht giftig ist...
Uns hat Kambodscha mehr als positiv überrascht. Nirgends haben wir uns unsicher oder bedroht gefühlt, höchstens mal durch die typischen Straßenhunde, die man leider nahezu überall vorfindet.
Die Landschaft ist wunderschön und hat uns absolut begeistert. Sofort würden wir Kambodscha als Reiseland empfehlen und eins ist sicher – auch wir werden hoffentlich irgendwann wieder hierherkommen!

Samstag, 15. November 2014

Kambodscha – tolles Land, traurige Geschichte



Die Visumsformalitäten am Flughafen waren schnell erledigt und schon hatten wir das „Visa on Arrival“ in unseren Reisepässen. Stempel drauf, Gepäck geholt und raus hier. Kambodscha empfing uns mit Hitze. Obwohl es bereits später Nachmittag war hatte es sicher noch um die 34°C. Michl, dessen Flug zwei Stunden vor unserem angekommen war, wartete schon auf uns.

Standesgemäß fuhren wir mit unserem ersten TukTuk in die Stadt zu unserer Unterkunft. Diese TukTuks sehen zwar etwas anders aus wie die, die man aus Thailand kennt, sind aber nicht weniger praktisch. Viel billiger als Taxis, kleiner, wendiger und dadurch im chaotischen Stadtverkehr oft auch schneller, sind sie die ideale Alternative.

Im kambodschanischen TukTuk
Für die nächsten Tage hatten wir bereits einen groben Plan an Sehenwürdigkeiten, die wir besuchen wollten. Alles Weitere würde sich schon ergeben.

Schon am nächsten Tag starteten wir unsere erste Erkundungstour. Wir verhandelten einen Tagespreis mit einem TukTuk-Fahrer namens Mali, mit dem wir auch die nächsten Tage noch unterwegs sein würden und schon ging es los zu den ersten beiden Zielen: das S 21 Genozid-Gefängnis und –museum und Choeung Ek, eines der sogenannten Killing Fields, das ein gutes Stück außerhalb des Stadtzentrums von Phnom Penh liegt. So hatten wir quasi auf dem Weg dorthin schon eine erste „Stadtrundfahrt“. Es war faszinierend, teilweise aber auch ein bisschen schockierend zu sehen wie die Menschen dort leben und wie viel Müll herumliegt.


In einer Stadt wie Phnom Penh gibt es alles, von wahren Prachtbauten bis hin zu Holz- oder Wellblechverschlägen, die man schwer als Hütten bezeichnen kann. Von den Slums dieser Art hält man sich aber im Dunkeln am besten fern, wurden wir informiert. Kinder spielen auf der Straße, Straßenstände und –verkäufer überall, ebenso wie die obligatorischen Roller. Erstaunlich war, wie viele teure Autos auf den Straßen zu sehen sind. Schon am ersten richtigen Tag in Kambodscha wurde uns hiermit in Ansätzen die Schere zwischen arm und reich bewusst, die in diesem Land und speziell in der Hauptstadt herrscht. Besonders auffällig ist auch die interessante Kabelverlegung. Seht selbst! ;)



TukTuk


Wir wissen natürlich nicht, wie viel ihr alle über die Geschichte Kambodschas wisst, wir wuss­ten eindeutig zu wenig. In manchen Punkten sind sogar Parallelen zur deutschen Ge­schich­te erkennbar. Deshalb hier der Versuch einer kurzen Zusammenfassung nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne komplette Garantie auf Richtigkeit.
Zwischen 1975 und 1979, also noch gar nicht lange her, war das Regime der „Roten Khmer“ unter Pol Pot an der Macht. Pol Pot hatte, ermöglicht durch ein Stipendium, in Frankreich studiert und war bereits in jungen Jahren Anhänger kommunistischer Ideen. Verantwortlich für die Armut in Kambodscha war für ihn der Unterschied zwischen Stadt und Land. Das ländliche empfand er als positiv, während das städtische für ihn als das negative Gegenstück galt. Ziel seines Regimes war die Vormachtstellung des Bauernvolkes.
Innerhalb weniger Tage nach Einmarsch seiner Truppen waren Phnom Penh und viele andere Städte menschenleer. Die Einwohner wurden gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Schon bei dieser Vertreibung starben viele Kinder und ältere Menschen.

Gebäude des S 21 Tuol Sleng Gefängnis, das vor dem Roten Khmer-Regime eine Schule war
In dieser Zeit starben insgesamt mehr als 3 Millionen Menschen. Unfassbar, bei einer damaligen Bevölkerungszahl von nur knapp über 8 Millionen. Pol Pot ließ das eigene Volk töten und grausam hinrichten. Sterben musste wer nicht zum einfachen Bauernvolk gehörte, also jeder der gebildet war, da die Roten Khmer in diesen Bevölkerungsgruppen Feinde des Regimes sah. Professoren, Lehrer, Studierte, Ärzte, ebenso wie Anwälte oder Musiker… es reichte aber auch schon lesen zu können, eine Fremdsprache zu sprechen oder eine Brille zu tragen. Wer eines dieser Kriterien erfüllte wurde verhaftet, verhört und letztendlich getötet.

Eine der großen Zellen im Tuol Sleng Gefängnis

Inhaftierte kamen in das „Tuol Sleng S21 Gefängnis“, das heute besichtigt werden kann und inzwischen ein Museum und eine Gedenkstätte beherbergt.
Dort wurden die Menschen eingesperrt, verhört und stundenlang gefoltert. Meist wurde die gesamte Familie inhaftiert, um spätere Racheakte vermeiden zu können. Je nach Trakt befinden sich in manchen Zellen Betten, in anderen Räumen wurden Mauern hochgezogen, um weitere winzige Zellen zu schaffen. Dort war gerade einmal Platz zum Sitzen.


Eine der kleinen Zellen
Draußen im Hof zeigt eine Tafel, welche genauen Vorschriften durch die Roten Khmer eingehalten werden mussten. Selbst genaue Folterabläufe und Verhöre wurden aufgezeichnet und sind in einem Raum ausgestellt, zusammen mit Bildern zu den jeweiligen Foltermethoden.

Genaue Vorschriften und zugehörige Strafen
Folterinstrument - der Galgen und wassergefüllte Töpfe darunter
Wände voller Fotos zeigen, wer im S 21 Gefängnis ums Leben kam. Unzählige Kinder sind darunter.
Wir gingen durch die Räume, die größtenteils noch genauso sind wie sie verlassen wurden. Es reihten sich Gang an Gang, Zelle an Zelle und es war ganz still. Jeder war irgendwie mit seinen Gedanken alleine und mit jedem Schritt stieg das beklemmende Gefühl.





Wer den Horror im Gefängnis überlebt hat, wurde nachts auf die Killing Fields gefahren und dort umgebracht.
Das Schild kennzeichnet die Stelle, an der die Opfer angeliefert wurden
Die Killing Fields sind ein absolutes Muss für jeden, der Kambodscha besucht. Es gibt über 300 davon im ganzen Land, das in Phnom Penh ist aber eines der größten und meistbesuchten. Nur durch einen aufmerksamen Besuch dort lässt sich wirklich ein Einblick in die schreck­liche und bewegende Geschichte des Landes gewinnen.

Wir bezahlten den Eintritt und bekamen einen Audio Guide, der sich auch auf Deutsch einstellen ließ und starteten den Rundgang. Der Erzähler/Vorleser hatte eine unheimlich mitreißende Art das Geschehene zu vermitteln. Ab hier ging jeder seiner eigenen Wege. Die Reihenfolge war vorgegeben, man konnte sich so viele Kapitel anhören wie man wollte. Wir hörten sie uns alle an.


Ausgehobenes Massengrab
Getötet wurde hauptsächlich nachts. Die Schreie wurden übertönt vom Knattern der Dieselgeneratoren und von lauter Musik. Zur Hinrichtung wurde keine Munition benutzt, da diese zu teuer war und gespart werden sollte. Deshalb nahmen die Roten Khmer Äxte, Messer, Hammer oder andere Werkzeuge. Viele Menschen waren noch nicht tot, als sie bereits in die Massengräber gestoßen wurden.
Der Gipfel der Grausamkeit ist der sogenannte „Killing Tree“. Dort wurden Babys und Kinder getötet, indem man sie an den Füßen packte und mit dem Kopf gegen den Baumstamm schlug bis sie tot waren.


All das und noch viel mehr bewegende Geschichten und Schicksale, manche davon von Zeitzeugen, bekamen wir über die Kopfhörer des Audio Guides zu hören, während wir langsam von Station zu Station über die Killing Fields liefen.


Wir sahen mit Gras bewachsene Mulden im Boden, die einst bis zum Rand gefüllte Massengräber waren und teilweise noch sind. Bei Regen werden auch heute noch regelmäßig Knochenreste hochgespült.




Die letzte Station des Rundgangs ist eine schöne Gedenkstupa, an der jedes Jahr eine Zeremonie gegen das Vergessen stattfindet. Sie ist ein Mahnmal und eine Gedenkstätte zu Ehren all derer, die dort grausam hingerichtet wurden.

Gedenkstupa
Gedenkstupa
Die Stupa besitzt sieben Ebenen und ist gefüllt mit Schädeln, die in den Massengräbern gefunden wurden. Die Ebenen sind beschriftet. Bunte Punkte darauf geben Auskunft über Geschlecht und Alter des Opfers, sowie das Hinrichtungswerkzeug und die Art des Todes. Man kann diesen Gedenkort betreten, sollte aber gewisse Regeln beachten, wie z.B. Schuhe ausziehen, nicht lachen, niemals Gegenstände berühren oder vorgegebene Wege verlassen.

Unfassbarer Anblick

Heute ist die Stupa voll. Es werden deshalb auch keine weiteren Massengräber mehr aus­gehoben oder Knochenreste freigelegt. Die Gräber bleiben verschlossen und den Opfern wird die letzte Ruhe gewährt.


Bunte Punkte auf den Schädeln geben Auskunft über die Art des Todes

Um einen herum fliegen Schmetterlinge, es ist still und absolut friedlich – schwer vorstellbar welche Grausamkeiten hier stattgefunden haben. Genau dieses surreale daran, dieser Ort, der heute so komplett anders wirkt, lässt einen selbst nachdenklich werden. Eine absolut bewegende Erfahrung, die sich schwer in die richtigen Worte fassen lässt und einen manchmal beinahe zu Tränen rührt. Darüber zu lesen ist eine Sache, selbst an diesem Ort zu stehen, eine ganz andere. Wir wussten, dass Kambodschas Geschichte eine schreckliche ist, aber darauf waren wir nicht vorbereitet.

Die bunten Bändchen gab es an vielen Stellen - als Zeichen des Respekts und gegen das Vergessen!
Auf dem Rückweg hing jeder seinen Gedanken nach. Wir waren froh, uns genauer mit der Geschichte Kambodschas auseinander gesetzt zu haben. Die Besichtigungen, die wir für den nächsten Tag geplant hatten, würden sicher fröhlicher werden, aber auch weniger intensiv und einprägsam.

Donnerstag, 13. November 2014

Ein letztes Mal Kuta – Abschied von Indonesien



Ein klein bisschen wehmütig verließen wir an diesem Tag also Ubud. Zum einen weil es uns dort sehr gut gefallen hatte, zum anderen, weil damit fast schon das Ende unserer Zeit in Indonesien eingeleitet wurde. Beinahe vier Wochen waren vergangen. Zwei Tage blieben uns noch bis zum Flug nach Phnom Penh, Michl würde schon am nächsten Morgen fliegen und noch einen Tag in Singapur verbringen. Ihn würden wir dann zwei Tage später in Kambodscha wiedertreffen.

Gemeinsam fuhren wir wieder nach Kuta. Dort verbrachten wir noch einen letzten gemüt­lichen Tag am Strand. Michl und ich waren schon vorgegangen, während sich Manu mal wieder spontan ein weiteres Tattoo stechen ließ.

Kuta Beach

Bei einem Bierchen sahen wir zu wie sich der Strand immer mehr füllte. Bald war Zeit für den Sonnenuntergang, den auch wir anschauten. Und als die Sonne langsam im Meer versank war es für uns wie der perfekte Abschluss einer wunderschönen Zeit in Indonesien.

Langsam wird es voll am Strand

Nach durchzechter Nacht hätte Michl dann fast noch seinen Flug am nächsten Morgen ver­passt. Glücklicherweise schaffte er es gerade noch rechtzeitig zum Flughafen ;)



Nachdem er weg war ließen wir den Tag gemütlich angehen. Wir hatten einen letzten Termin im Krankenhaus um unsere Impfungen abzuschließen, danach schickten wir noch ein fast 9kg schweres Paket nachhause. Wie bereits erwähnt hatten wir ja doch so einiges eingekauft, hatten gleichzeitig aber auch noch dicke Klamotten dabei, die man für Neuseeland wirklich brauchen konnte, die hier in Südostasien aber absolut unnötig sind und so platzten unsere Rucksäcke so langsam aus allen Nähten. Aus Kostengründen gondelt es (immer noch) mit dem Schiff über die Weltmeere, hoffentlich kommt es auch irgendwann zuhause an. Sonst gibt’s keine indo­nesischen Mitbringsel mehr und das wäre sehr schade! ;)
Am Abend aßen wir noch einmal im „Smile’s Warung“, dem kleinen Restaurant am Markt, in dem wir schon am ersten Abend und auch an vielen folgenden gegessen hatten.


Am nächsten Morgen mussten dann auch wir Abschied von Bali nehmen. Als der Flieger in Richtung Phnom Penh abhob, zeigte sich Indonesien noch einmal von seiner schönsten Seite und wir staunten wieder über die Vulkane, die hoch über den Wolken aufragten.
Eines ist sicher: wir kommen wieder.
Vorerst hieß unser nächstes Ziel aber – Kambodscha!