Vor unserer Reise wussten wir
beide nur sehr wenig über dieses Land, das zwischen Thailand, Vietnam und Laos
liegt. Meist bringt man Kambodscha eher mit Armut und Korruption in Verbindung,
als mit landschaftlicher Schönheit und freundlichen Menschen. Aber genau das
hat Kambodscha zu bieten – das und noch viel mehr.
Deshalb wollen wir euch heute mal
ein bisschen Allgemeines erzählen. Fakten, Wissenswertes und Interessantes,…
Dinge, die uns fasziniert haben!
Das Land am Golf von Thailand
blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Der Vietnamkrieg und die
Gewaltherrschaft der kommunistischen Roten Khmer brachte erhebliches Leid und
Zerstörung über Kambodschas Bevölkerung. Millionen Menschen starben in der Zeit
des Pol Pot Regimes in Folge von Unterernährung und Krankheiten oder durch die
bereits Exekutionen. Staatliche Institutionen und die Infrastruktur wurden
weitestgehend zerstört und ein Großteil der Bevölkerung blieb ohne Ausbildung
und war verarmt. Bis heute bedrohen auch noch mehr als zehn Millionen Landminen
die Bevölkerung. Heute ist Kambodscha ein Land, das in Folge dieser
jahrzehntelangen Konflikte noch wenig entwickelt ist und sich seither im
Wiederaufbau befindet.
Auf einer Fläche von 181.035 km²
(ca. halb so groß wie Deutschland) leben etwa 14 Millionen Menschen. Aufgrund
seiner Geschichte ist Kambodscha ein sehr junges Land. Fast die Hälfte der
Bevölkerung ist unter 14 Jahren. 90 – 95 % der Bevölkerung gehört ethnisch zu
den Khmern. Eine Minderheit bilden Chinesen, Vietnamesen und die Cham. Die
Bevölkerung ist größtenteils buddhistischen Glaubens, mit einer kleinen
muslimischen Minderheit.
(Informationen
unter: http://reset.org/knowledge/kambodscha-%E2%80%93-ein-ueberblick)
Kambodscha ist ein Königreich,
genau genommen eine konstitutionelle Monarchie deren Staatsoberhaupt der König
Sihanouk ist. Die Hauptstadt ist Phnom Penh und die einheimische Währung der
sogenannte Riel (1€ ~ 5.000 Riel), wobei inzwischen hauptsächlich mit
US-Dollars bezahlt wird. Dadurch erscheint einem Kambodscha auch nicht mehr
ganz so billig wie man es sich vielleicht vorgestellt hat. Riel gibt es fast
nur noch als Wechselgeld und auch aus den Geldautomaten holt man fast
ausschließlich Dollars. In grenznahen Gebieten zu Thailand wird oft auch noch
der thailändische Baht verwendet. Es lohnt sich also alle drei Währungen im
Kopf zu behalten und ein bisschen mit den Wechselkursen vertraut zu sein.
Egal was man kaufen oder wohin
man fahren möchte, unter 1$ passiert recht wenig. In den meisten anderen
Ländern (z.B. Indonesien), in denen in Landeswährung bezahlt wird, kamen wir
besser weg. Durch den Dollar sind die Preise zwar etwas gestiegen, aber im
Vergleich ist Kambodscha natürlich immer noch ein günstiges Reiseland… sofern
man sich gut auf das Handeln versteht. Bei uns war das größtenteils Manus Job.
Der handelt wie ein Weltmeister und Endpreise unter 50% des Anfangspreises
waren an der Tagesordnung ;)
Bierdose - oben mit Khmer-Schrift |
Durchaus interessant sind auch
die Sprache und Schrift der Khmer. Die Amtssprache ist Khmer, oft wird auch
noch Französisch als Handelssprache verwendet. Da es viele kostenlose
Englischschulen gibt, sprechen viele Khmer auch diese Sprache recht gut.
Die Schrift ist eine sogenannte
Silbenschrift, die für uns absolut unleserlich ist. Es handelt sich um, ohne
Leerzeichen oder Kommas, aneinandergereihte Schriftzeichen. Die Khmer - Schrift
kennt 33 Silbenzeichen für Konsonanten, zusätzlich 18 kleine Zusatzzeichen zur
Kennzeichnung der Vokale.
Aussehen tut das ja recht hübsch,
helfen tuts uns aber gar nichts und so ist man auf die wenigen englischen
Schilder angewiesen.
Müll und Dreck sind ein allgegenwärtigerAnblick |
Auf den ersten Blick wirken weite
Teile Kambodschas sehr dreckig. Müll und Gestank sind normal, obwohl wir uns
daran eigentlich nie so ganz gewöhnt haben. Ein Kambodschaner verdient
durch-schnittlich 513 US$ im Jahr, damit gehört Kambodscha immer noch zu den LDC
(least developed countries – am wenigsten entwickelte Länder).
Kambodscha gilt momentan als
politisch stabil. Eine unklare Rechtslage und ein hoher Grad an Korruption und
Willkür örtlicher Behörden sind jedoch immer noch Teil des täglichen Lebens und
behindern eine uneingeschränkte wirtschaftliche Entwicklung. Die Korruption ist
für Touristen nur ansatzweise spürbar. Wir haben aber mit vielen Menschen
gesprochen, die dorthin ausgewandert sind und bereits seit Jahren in Kambodscha
leben und arbeiten. Erst dann wird einem richtig bewusst, wie hoch die
Korruption immer noch ist. Es gibt beinahe nichts, was man mit Geld nicht
bekommen kann. Selbst Menschenleben auslöschen lassen ist denkbar. Viele
Geschichten haben wir gehört, die meisten entsprechen sicherlich der Wahrheit.
So hatte es z.B. kurze Zeit zuvor
in Siem Reap in einem Haus gebrannt und die Menschen waren aufs Dach
geflüchtet. Dort warteten sie auf die Feuerwehr. Als diese ankam, hieß es:
„400$ - sonst löschen wir nicht!“
Auch die Landminen-Situation ist
unverändert katastrophal. Nahezu 30 Jahre andauernde kriegerische
Auseinandersetzungen haben Kambodscha zu einem der am stärksten mit Landminen
und Blindgängermunition belasteten Länder gemacht. Pro Jahr sind immer noch
rund 270 Opfer zu verzeichnen und auch wenn die Räumung Fortschritte macht, so
sind doch noch weite Teile des Landes stark vermint.
Auch Touristen werden darauf
aufmerksam gemacht. Das Verlassen befestigter Wege und Straßen kann tödlich
enden. Pinkeln im Gebüsch also keine gute Idee. Entweder direkt am Straßenrand
oder man schaffts bis zur nächsten – meist „superhygienischen“ – Raststätte ;)
Straßen sind oft in einem
schrecklichen Zustand. Viele Stunden sind wir über ruckelige, unebene
Schlagloch-verseuchte Straßen geholpert… in alten, teils ungefederten Bussen.
Dazu brüllt einem durchgehend kambodschanische Karaoke ins Ohr, im Sitz
dahinter eine alte Frau mit zwei Gänsen, schräg gegenüber ein Mann mit 6
Kindern auf zwei Sitzen und einem Huhn unterm Arm. Doch genau das macht ihn aus
– den Charme Kambodschas.
Traurig anzusehen sind eher die
vielen bettelnden Kinder, Minenopfer mit nur einem Bein oder ähnliche grausame
Anblicke. Alle diese Menschen tun einem Leid, man möchte ja helfen. Dabei kann
man aber auch viel falsch machen und meistens landet das Geld nicht da, wo es wirklich
gebraucht wird. Die kambodschanische Mafia regiert zudem in vielen dunklen
Gassen und Prostitution ist extrem.
Junge sammelt Fröschchen |
Die Frösche werden frittiert und gegessen oder verkauft |
Die Strategien sind ausgeklügelt
und viele Touristen fallen darauf herein. Häufig sieht man z.B. junge Frauen,
oft minderjährig, mit Babys auf dem Arm, die einen um Milchpulver bitten. Kauft
man es, bringt sie es anschließend zurück. Das Mädchen bekommt 5$ dafür, der
Verkäufer stellt es wieder ins Regal, hat etwas daran verdient und kann es
anschließend wieder verkaufen. Dahinter steckt die Mafia, die somit recht
leicht an Geld kommt. In einem solchen Land Gutes zu tun ist also gar nicht so
einfach und es ist sicher nicht damit getan, Bettlern auf der Straße Geld
zuzustecken.
Insekten - gesund und proteinreich :) |
Essenstechnisch ist Kambodscha
vor allem eines – koriander-lastig ;)
Schmeckt uns beiden leider
überhaupt nicht. Das Zeug ist aber überall drin. Wirklich überall. Ansonsten
wird einem besonders an Straßenständen einfach alles als „Chicken“ verkauft.
Entweder sie wissen keine anderen Wörter oder sie haben festgestellt, dass sich
Hühnchen ziemlich gut verkauft. Was man wirklich isst bleibt einem oft
verborgen… vielleicht ist das auch besser so ;)
Delikatessen sind für unsereins
eher abstoßend: neben den in Asien üblichen Insekten, wie Schaben und
Heuschrecken gelten besonders Taranteln, riesige Vogelspinnen, als Spezialität.
Sie werden frittiert und komplett verspeist. Im Grund genommen wird einfach
alles gegessen, wer nicht viel hat, kann nicht wählerisch sein und besonders in
ländlichen Gebieten ist die Armut immer noch sehr hoch.
Taranteln - eine beliebte Delikatesse |
Die eifrig alles verzehrenden
Khmer finden an Algen, Fröschchen, Innereien oder Fischblasen nichts
Ungewöhnliches, auch wenn sich uns das eine oder andere Mal der Magen
aufgestellt hat. Sie brühen Gehirn auf, knabbern besagte Spinnen und trinken Kobrawein,
der als potenzsteigernd gilt. Besonders beliebt sind außerdem Entenföten, also
ungeborene Entenküken samt Federn und allem Drum und Dran. Vermutlich nicht allzu
verwunderlich, dass wir diesem Essen dann doch etwas skeptisch gegenüber
standen ;)
Wasserbüffelfleisch vom Grill - schön zäh, aber gar nicht mal so schlecht |
Probiert haben wir trotzdem
einiges, wenn auch die harmloseren Sachen und waren von so manchem kleinen
einheimischen Restaurant durchaus positiv überrascht. So haben wir z.B. Ente in
verschiedenen Varianten, Rindfleisch mit Ei im gusseisernen Pfännchen oder auch
getrockneten und gegrillten Wasserbüffel probiert. Manu hat sich sogar an
frittierte Entenfüße gewagt, ist aber ohnehin nicht allzu viel dran :)
Sehr, sehr lecker! |
Ente mit (Überraschung) Koriander, Limette, Erdnüssen und Co. |
Bier ist dafür absolut trinkbar
und dazu spottbillig. Normal kosten 0,4 l etwas 0,50 US$, zur Happy Hour sogar
nur 0,25 US$... ein echtes Schnäppchen und somit recht einfach einen lustigen
Abend mit nur 5$ in der Tasche zu haben.
Lecker - Entenfüße :) |
So manches an Kambodscha klingt
sicher negativ. Ist so einiges natürlich auch, aber die positiven Aspekte
überwiegen. Es ist ein wunderschönes Land mit mehr als nur freundlichen
Menschen, die einem oft eine unheimliche Hilfsbereitschaft entgegenbringen ohne
eine Gegenleistung zu erwarten. Die meisten sind stolz auf ihr Land und ihre
Traditionen und bei unseren Ausflügen mit dem TukTuk wurden wir mehr als einmal
durch Locals in (Trink-)Kultur und Bräuche eingeweiht.
...wenn die nicht giftig ist... |
Uns hat Kambodscha mehr als
positiv überrascht. Nirgends haben wir uns unsicher oder bedroht gefühlt,
höchstens mal durch die typischen Straßenhunde, die man leider nahezu überall
vorfindet.
Die Landschaft ist wunderschön
und hat uns absolut begeistert. Sofort würden wir Kambodscha als Reiseland
empfehlen und eins ist sicher – auch wir werden hoffentlich irgendwann wieder
hierherkommen!