Mittwoch, 29. Oktober 2014

Gili Islands – Höllenritt ins Paradies



Schon sehr früh am Morgen wurden wir mit einem Minibus abgeholt und zum Hafen in Padang Bai gefahren.
Hafen von Padang Bai, Bali
Nach wenigen Minuten begann es zu regnen, wobei regnen vielleicht schon etwas übertrieben ist. Es nieselte, in etwa 3 Minuten und 39 Sekunden lang. Soviel schon mal vorweg gegriffen, das war alles was wir in fast 4 Wochen in Indonesien an Regen zu sehen bekamen. Wir hatten ein absolutes Bombenwetter. Jeden einzelnen Tag!

In Padang Bai angekommen hatte sich der Nieselregen verzogen und nach nur etwas über einer Stunde Wartezeit, recht flott für balinesische Verhältnisse, konnten wir auf das Schiff. Genau genommen auf das „Speedboat“, das wir eigentlich absolut nicht buchen wollten. Leider war für diesen Tag nichts anderes mehr zu bekommen gewesen, das uns direkt auf die Gilis gebracht hätte. Die große, langsame Fähre, die uns um einiges lieber gewesen wäre, legt nämlich nur in Lombok an. Das letzte kleine Boot auf die Gilis hätten wir dann aber verpasst und so nahmen wir das Unausweichliche eben in Kauf.

Speedboat bei der Ankunft in Gili Trawangan - war grusliger als es hier aussieht ;)



Warum diese Abneigung gegen Geschwindigkeit? Speedboote in Indonesien entsprechen absolut nicht den normalen Sicherheitsstandards. Stellt euch ein eher altes Boot vor, an das man fünf bis sieben überdimensionale Außenbordmotoren schnallt, denen es nicht gewachsen ist und damit dann über die meist recht unruhige balinesische See heizt. Nicht umsonst sinkt ja auch alle paar Jahre mal eins dieser Höllengefährte. Ach ja, vermutlich müssen wir nicht erwähnen, dass es weder genug Sitzplätze, noch Schwimmwesten gab und dass das Boot bereits etliche kleinere und größere Risse in den Wänden aufwies. All das hat nicht so wirklich zur Entspannung beigetragen, während wir also fast zwei unendlich lange Stunden über das Wasser rasten. Die Zeit verging selten so langsam und bei jedem lauten Aufprall warteten wir nur darauf, das Boot auseinander brechen zu sehen.
(Dank unseres Ingenieurs Michl haben wir übrigens gelernt, dass das Material aus dem diese Boote gebaut werden, grundsätzlich nicht splittert, sondern einfach mit einem Knack in der Mitte zerbricht. Danke für die Information, sehr beruhigend. Haha.)
Letztendlich ging zum Glück alles gut und wir erreichten die größte der drei Gili Inseln etwas mitgenommen, aber heil.



Nun natürlich auch einige wissenswerte Fakten zu den Gilis.

-  Die Gilis bestehen aus drei Sandinseln vor der Küste Lomboks: Gili Trawangan, Gili Air und Gili Meno


Eines der sogenannten "Cidomos"

Unsere erste trawanganische Kutschfahrt
 -   Auf den Inseln gibt es keine Straßen und somit keine motorisierten Fahrzeuge. Einzige Verkehrsmittel sind Fahrräder und Pferdekutschen, die sogenannten „Cidomos“. Außerdem werden die Pferde auch noch als Zugtiere für den Transport sämtlicher Güter auf der Insel eingespannt.
Trauriger Fakt: die Pferde werden so gescheucht und geschunden, dass sie gerade einmal drei Jahre alt werden.

-  Es gibt nahezu keine Straßenhunde dort, dafür hunderte Katzen mit kurzen Stummelschwänzen oder quasi gar keinen Schwänzen (angeblich gibt es insgesamt nur 13 Katzen mit normalem Schwanz)

Stummelschwanz-Katze
 
- Obwohl die Inseln gerade mal einen knappen Kilometer voneinander entfernt liegen, sollte man aufgrund der starken Strömungen nicht versuchen die Distanz schwimmend zu bewältigen.
 
- Alle drei Inseln sind Schildkrötenparadiese. Aufzuchtstationen sind überall vorhanden und sowohl beim Schnorcheln, als auch beim Tauchen begegnet man fast immer diesen faszinierenden Lebenwesen.
 
Schildkrötenaufzuchtstation


Gili Trawangan, die größte der drei Inseln, war unser erstes Ziel. Angekommen, ließen wir uns erst einmal mit der Kutsche zu unserer Unterkunft fahren. Dort verbrachten wir vier Tage in einem Bungalow aus Holz und Bambus im typischen Lumbung-Stil Indonesiens. Highlight war dabei das hübsche Außenbad… duschen und pinkeln im Freien. Wie idyllisch ;)



Es gibt viele kleine Cafés, Bars und Restaurants, was die Insel ein wenig zur „Partyinsel“ der Gilis macht. Dennoch kann man dem auch entgehen und immer noch einfach ein ruhiges Fleckchen für sich allein finden. Die Insel machen nicht nur die wunderschönen Strände und das türkisblaue Meer aus, sondern besonders auch die Menschen. Überall wird man angesprochen, besonders natürlich in Begleitung zweier gestandener Mannsbilder wie Michl und Manu.







Sprüche wie „That’s a strong body, Sir!”, "Hey, Boss!" oder “Long hair, long life…” waren tägliche Begleiter bei unseren Wegen über die Insel. Jeder Inselbewohner schien diese Sätze zu kennen und besonders Manus Dreads sorgten wirklich immer wieder für Freude. So lässt sich der bereits erwähnte Spruch immer weiter fortsetzen: „Long hair, long life, long banana. Long banana, happy wife!“ ;)
Außerdem gilt wohl weitgehend die Annahme, wer Dreads hat, nimmt auch Drogen oder raucht zumindest Marihuana und so wurde Manu jeden Tag mindestens dreimal gefragt, ob er etwas kaufen möchte.

So verbrachten wir sehr entspannte Tage auf Gili Trawangan. Das größte Problem das wir hatten, war vermutlich die Frage, wo und was wir als nächstes Essen sollten ;)
Was man halt so macht auf so einer schönen Insel: Baden, Sonnen, Schnorcheln, Essen und Schlafen bestimmten unseren Tagesablauf. Allerdings gibt es beim Schnorcheln nicht mehr all zu viel zu sehen. Jahrelang wurde dort sehr stark Dynamit-Fischen betrieben und dadurch quasi alle Korallen zerstört, was sehr schade ist.
Leider wollte sich auch keine Schildkröte bei unseren Schnor-chelversuchen blicken lassen. Wenigstens gibt es trotzdem einige Fischchen zu sehen, auch wenn es an Korallen mangelt. Dennoch kein rechter Vergleich zum Great Barrier Reef in Australien.





Ein echter Männerabend, bei dem beide feuchtfröhlich jeweils eine Million Rupien versenkt, sich mit Kleinkriminellen angelegt und die Nacht zum Tag gemacht haben, durfte natürlich auch nicht fehlen!
Genauso wenig wie ein richtiger Beach-Fight zwischen Ringer und Brazilian Jiu-Jitsu-Kämpfer. Klingt gefährlicher als es war. Manu hatte sich einfach nur in die Trainings-Spaß-Kampfrunde dreier Jiu-Jitsu-Kämpfer eingeklinkt und dem besten der dreimal kurz gezeigt, was ein deutscher Ringer so drauf hat. Nachdem der Jiu-Jitsu-Vertreter ordentlich Sand geschluckt hatte, stand Manu als Sieger klar fest. Diese kleine Kampfeinlage sorgte für allgemeine Begeisterung, sowohl unter Touristen, als auch bei den Einheimischen ;)

Ringen vs. Brazilian Jiu-Jitsu ;)
Mehrmals beobachteten wir auch die Betriebsamkeit am Hafen. Kokosnüsse wurden auf Schiffe verladen, andere Lebensmittel abgeladen und auf Pferdekarren verfrachtet. Manchmal so hoch beladen, dass das Pferd selbst nicht mehr loslaufen konnte. Ein Pferd musste von drei Männern nach unten gezogen werden, da das Gewicht des Wagens es vermutlich in die Luft gehoben hätte. Es wurde immer versucht noch mehr und noch mehr aufzuladen. Erst wenn das Pferd den Wagen wirklich keinen Meter vorwärts ziehen konnte, wurde wieder etwas abgeladen. Können einem wirklich leid tun, die Ponys.



Bierlieferung - schön warm in der Sonne ;)

Nach dem Trubel auf Gili Trawangan wollten wir noch mal ein bisschen ausspannen. Gili Meno, die kleinste und ruhigste Insel, kam uns da gerade richtig vor. Doch wieder einmal versprach die Überfahrt etwas abenteuerlich zu werden. Das kleine Boot, das zwischen den Inseln verkehrt, wird bis zum Rand vollgeladen. Ein- und Ausgestiegen wird über ein zweites Boot am Strand, was eine mehr als wackelige Angelegenheit ist, da aufgrund der ganz ordentlichen Wellen beide Boote so richtig schön schwanken. Schwierig, besonders mit schwerem Rucksack auf dem Rücken.


Kraxelei vom und aufs Boot

Ein paar gehen schon noch drauf ;)



Zu guter Letzt waren wir aber da. Immer noch im Paradies. Ist ja auch die Nachbarinsel, die mittlere genau genommen. Auf der einen Seite kann man Gili Trawangan sehen, auf der anderen Gili Air.

Unsere Unterkunft hier war noch etwas rustikaler als die letzte, aber durchaus hübsch anzusehen. Einzig die übermäßige Anzahl an Moskitos und die fehlende Klimaanlage machten schlafen schwierig. Besonders Manu und Michl litten unter der Hitze, weshalb für die kommende Reise beschlossen wurde – nur noch Zimmer mit Klimaanlage, woran wir uns auch fast immer gehalten haben!




Abgesehen davon gibt es weiter nichts Spannendes zu berichten. Zum Frühstück mussten wir eine Viertelstunde über die Insel spazieren und auch hier gab es neben vielen Katzen die obligatorischen Hühner, die eine oder andere Kuh und Pferdekutschen zu sehen.
Wichtig zu erwähnen ist höchstens noch, dass Manu uns eine Hängematte zu einem Superpreis aushandelte. Der Strandverkäufer sah aus, als würde er gleich zu weinen anfangen. Bis heute hat uns diese Hängematte immer wieder gute Dienste erwiesen und sie wird auch zuhause einen Ehrenplatz bekommen ;)

Hier noch ein paar Insel-Impressionen, weils doch so schön war ;)





Dörfchen auf Gili Meno





Total entspannt verließen wir also dieses Inselparadies. Wieder rauf aufs schwankende Boot und los ging es nach Lombok, Balis kleiner Schwester-Insel.