Dienstag, 26. Mai 2015

Vietnam – boomende Metropolen und sanfte Naturschönheiten

Heute mal ein bisschen was Allgemeines und Wissenswertes über Vietnam… Informationen, aber natürlich auch wieder viele eigene Eindrücke, die wir euch nicht vorenthalten wollen ;)

Die sozialistische Republik Vietnam ist ein schmales, langgezogenes Land etwa in Form eines „S“, dessen komplette Länge von Norden nach Süden etwa 1.650km beträgt. An seiner schmalsten Stelle, relativ in der Mitte gelegen, ist Vietnam gerade einmal 50km breit, während der breiteste Teil des Landes oben im Norden knapp über 600km aufweist. Quasi ein Traum für jeden Strand- und Meerliebhaber, da der Staat eine Küstenlänge von 3.260km zu bieten hat.
Kilometerlange Traumstrände
Klimatisch kann Vietnam aufgrund seiner langegestreckten Form in drei Zonen eingeteilt werden. Süd- und Zentralvietnam sind tropisch und die Temperatur und Luftfeuchtigkeit somit ganzjährig hoch, während es im Norden subtropisch, also im Sommer sehr warm, im Winter aber sogar unangenehm kühl werden kann. Gerade rund um Hanoi und nördlich davon gibt es vier spürbare Jahreszeiten d.h. gut und gerne 35 Grad aufwärts im Sommer, aber nur um die 13 Grad im Winter. Deutlich kühler als im Rest des Landes ist es auch im Hochland, z.B. in Sapa und Da Lat, wo es sogar Frost und Schnee geben kann.
Die Landschaft Vietnams ist sehr vielfältig und geprägt durch Palmen, Meer und Strände auf der einen Seite, bergigem, grünem Hochland, Regenwald und Reisterrassen auf der anderen.


Die Landeswährung ist der vietnamesische Dong. 1€ entspricht dabei in etwa 25.000 Dong. Genutzt werden kann jedoch auch der US-Dollar, wobei man unserer Erfahrung nach meistens ein bisschen günstiger fährt, wenn man die einheimische Währung verwendet. Prinzipiell ist Vietnam ein nach wie vor günstiges Land und Preise für Essen, Souvenirs und Unterkunft sind absolut in Ordnung, insofern man eben auch an kleineren Garküchen, Local Restaurants oder typischen Essensständen isst. In touristischen Gebieten ist es immer noch in Ordnung, aber auch die schlauen Vietnamesen wissen, dass bei Touristen meist mehr Geld zu holen ist ;)


Das Essen ähnelt ein wenig der kambodschanischen Küche. Reis ist ein wesentlicher Bestand­teil aller Mahlzeiten, dazu gibt es Fleisch, Fisch, Ei oder Gemüse. Pho, die traditionelle Suppe mit Fleischeinlage, gibt’s an jeder Ecke. Alles in allem leider wieder sehr koriander-lastig, was uns die eine oder andere Mahlzeit etwas vermiest hat. Nervig dieses grüne Zeug ;)

Seepferdchen-Snack gefällig?
Eine gute Hinterlassenschaft der Franzosen ist das Banh Mi – Baguettes. Diese werden warm und knusprig gemacht und mit verschiedensten, teils undefinierbaren Sachen belegt ;) Leider findet sich auch hier meist Koriander, allerdings kann man da leichter gegenwirken und gleich zu Beginn irgendwie verständlich machen, dass das grüne Zeug da nichts zu suchen hat. Sonstige Beläge sind unter anderem Schweinefleisch (Pastete, Braten, Hackfleisch…), Speck, Ei, Sojasprossen, Gurken, Tomaten und Karotten, Käse und viiieles mehr. Drüber kommen mehrere manchmal scharfe, aber sehr leckere, Soßen, Chili wer’s spicy will und dann wird ge(fr/g)essen. Schwierig, weil alles wieder rausfällt, aber durchaus lohnenswert. Macht satt – schmeckt und kostet um die 40-70 Cent. Unschlagbar. Besonders bekannt und yummy – Banh Mi Phuong in Hoi An.
Nach einigen Tagen zwei x zwei Baguettes täglich hings uns dann doch auch mal wieder zum Hals raus und es musste eine neue Nahrungsquelle gefunden werden ;)

Allgemein gab es in keinem anderen südostasiatischen Land so viele Bäckereien mit durchaus leckeren Dingen. So hatten wir z.B. eine kleine Bäckerei in Hanoi gefunden, bei der wir uns mehrmals feinste süße Stückchen und Kuchen gönnten.


Auch in Sachen Kaffee sind die Vietnamesen besonders, oder sagen wir mal – viele Südostasiaten. Der Kaffee ist vom Aroma her kräftig, hat eine malzige Note und wird von den Vietnamesen mit Kondensmilch, viel Zucker und je nach Bedarf eisgekühlt oder heiß getrunken. Die Kondensmilch ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, da nicht nur pappsüß, sondern auch von seltsamer Konsistenz – gelblich und dickflüssig. Ganz warm wurden wir damit immer noch nicht, auch wenn wir bereits in Indonesien erstmals Bekanntschaft damit gemacht hatten.

Angeblich ist der vietnamesische Kaffee der teuerste Kaffee der Welt, wie auch in Indonesien werden die Kaffeebohnen zu Beginn von einer Art Wiesel gefressen und nach dem Ausscheiden geröstet. Dadurch verliert der Kaffee seine Bitterstoffe. Er ist quasi nicht im Handel erhältlich, sondern dient als Geschenk Vietnams an Staatsoberhäupter. Geringe Mengen sind wohl auf dem Benh Thanh zu erwerben, wobei dieser Kaffee aber nicht ganz dem Original entspricht, sondern eher eine günstigere Variante ist. Der Preis des Kaffees würde sich auf 2.000 Dollar pro Kilo belaufen.


Anders als in Kambodscha ist die Schrift durchaus lesbar für uns, aber natürlich trotzdem nicht verständlich. Auch wenn wir Wörter einfach vorgelesen haben, wurden wir oft ausgelacht oder fragend angeschaut. So wurde die Stadt „Nha Trang“, die wir auch quasi einfach so vorgelesen haben, von den Vietnamesen ungefähr so ausgesprochen: „niaaa chraaang“ ;) oder so ähnlich.
Vietnamesisch hat fünf verschiedene Töne, je nach Betonung ändern an sich identische Wörter also ihre Bedeutung. Nur wenigen Ausländern gelingt es jemals vietnamesisch perfekt zu sprechen, wurde uns erklärt, da gerade diese Betonungen für nahezu alle Nicht-Asiaten sehr schwierig zu erlernen sind. Im Allgemeinen kommt man überall mit Englisch durch, vor allem in größeren Städten oder Touristenorten. Das Niveau kann dabei allerdings von extrem gut bis nicht vorhanden reichen. Mit Zeichensprache, Händen und Füßen und einigen englischen Brocken klappt die Verständigung dann aber meistens :)

Charakteristische Bauweise
Aufgefallen waren uns auch die immer gleichen Straßennamen. In jeder Stadt, ob groß oder klein, gibt es mindestens eine „Tran Phu“, eine „Truong Dinh“ oder eine „Tran Hung Dao“. Dadurch fielen das Straßennamenmerken und die Orientierung nach einiger Zeit etwas leichter.



Komfortable Langstreckenbusse - und dazu super günstig :)
Insgesamt erschien uns Vietnam doch fortschrittlicher und touristisch erschlossener als Kambodscha. Straßen sind allgemein besser ausgebaut, geteert und eindeutig weniger schlagloch-übersäht ;) und auch die Busse sind komfortabler. Selbst die günstigste Buskategorie ist mit Liegesitzen ausgestattet. Drei Einzelsitze pro Reihe und Platz sich auszustrecken. Gut, gewisse Einschränkungen gibt es – die Beinlänge ist für die deutlich kleineren Asiaten ausgelegt, aber besser als immer zu sitzen. Lange Strecken lassen sich so viel besser überbrücken und schlafen geht sogar auch :)

Auch bei den Unterkünften ist Vietnam super. Günstig, aber man bekommt mehr Komfort fürs selbe Geld. Heißes Wasser, Klimaanlage und Fenster, wenn auch oft nur in Richtung Schacht oder Hinterhof, waren eigentlich fast immer Standard. Dennoch findet man auch hier den obligatorischen Müll und Gegenden, die eher von Armut zeugen.



Interessant für uns und vermutlich fast jeden Europäer ist auch das Getümmel in den Straßen und Gassen. Das Leben spielt sich quasi komplett auf der Straße ab,… Kinder sitzen auf den typischen Minihockern und machen auf dem Schoß Hausaufgaben, während eine Frau nebenan zwischen geparkten Mopeds und den Auslagen eines kleinen Geschäfts Babywindeln wechselt. Überall sind vor allem Frauen mit dem bekannten dreieckigen Strohhut und zwei riesigen Körben an einer Stange über der Schulter unterwegs, die Obst, Gemüse, Brot oder andere Leckereien anbieten. Dazwischen sitzen Grüppchen älterer Menschen und Kinder spielen. Die Bürgersteige sind eng und oft vollgestellt, deshalb ist man sofort selbst mittendrin.



Der Baustil ist charakteristisch und fällt besonders in größeren Städten auf – hoch und schmal sind die Häuser, da sich die Besteuerung nach der Breite des Hauses richtet. Tunnelhäuser werden sie genannt, manchmal nur knappe 3m breit, dafür aber lang und hoch. Kein Wunder, dass die Menschen lieber draußen im Tageslicht vor der Tür sitzen. Jeder Laden ist vollgestopft vom Boden bis zur Decke, kunterbunter, kitschiger Ramsch überall. Kaum vorstellbar, dass die Ladenbesitzer überhaupt etwas verkaufen, geschweige denn davon leben und ihre Familien versorgen können.




Auch auf den Straßen geht es heiß her. Die Straße zu überqueren setzt hauptsächlich in Saigon und Hanoi einen gewissen Mut voraus. Millionen von Mopedfahrern schlängeln sich zwischen den Autos durch und der Verkehrsstrom reißt nie ab. Warten auf eine Lücke kann zum endlosen Unterfangen werden. Am besten genau das tun was auch die Einheimischen tun – langsam, aber unbeirrt loslaufen, nicht zurückspringen und immer weiter – die Autos und Mopeds weichen schon aus. Und das klappt wirklich, wobei ich für die ersten paar Straßenüberquerungen ohne Manu viel viel länger gebraucht hätte. Vermutlich würde ich immer noch in Saigon stehen und auf die niemals-kommende Lücke im Verkehr warten ;)

Typische Hüte und Körbe zum Transport

Generell wird auf Mopeds alles transportiert. Schweine und Hühner – egal ob tot oder lebendig, Gemüse, Spielzeug oder Elektrogeräte… und dazu natürlich die gesamte Familie plus Fahrer auf einem kleinen Motorrad. Motorradtaxis heißen in Vietnam Xe Om – Xe bedeutet übersetzt eben Motorrad, Om heißt so viel wie festhalten oder umarmen. In der Tat sitzen häufig regelrechte Menschenknäuel auf den Motorrädern – drei, vier, manchmal sogar fünf Personen, Baby auf dem Arm und Kinder in der Mitte. Sehr sehenswert ist dieser Artikel und die darin enthaltenen Fotos: http://www.sueddeutsche.de/reise/reisebildband-vietnam-die-masse-machts-1.1109059



Vietnam ist ein interessantes Land mit viel Geschichte, lebendiger Kultur und freundlichen Menschen. Nie haben wir uns unwohl oder bedroht gefühlt. Letztendlich haben wir einiges gesehen, haben aber auch noch einiges auf unserer Bucket List, dass wir nicht mehr geschafft haben… ein Grund mehr wieder zu kommen.
Im nächsten Eintrag berichten wir euch dann ein bisschen mehr über unsere Reise ins vietnamesische Hochland. Von der Hitze in die (gefühlte) Kälte.

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