Irgendwann war es soweit und so
hieß es nach vier Wochen Abschied nehmen von Kambodscha und besonders von
Dieter und seinem hervorragenden deutschen Essen, das wir auf der Weiterreise
sehr vermissen würden ;)
Wir hatten einen Bus gebucht, der
uns von Siem Reap über Phnom Penh in schlappen 12 Stunden nach Saigon, Vietnam
bringen sollte. Leider blieb es nicht ganz bei dieser Zeitangabe und wir
verbrachten mehr als 15 Stunden in verschiedensten „topmodernen kambodschanischen
Fernreisebussen“, in denen die Temperatur meist entweder irgendwo um den
Gefrierpunkt oder im Saunabereich lag.
Aus spartechnischen Gründen
hatten wir uns natürlich wieder für den local Bus entschieden und waren somit
auch erneut die einzigen „Langnasen“, also Nicht-Asiaten in besagten Bussen. Der
erste Teil der Fahrt führte uns von Siem Reap nach Phnom Penh, wo wir eine
knappe Stunde am Busbahnhof warten mussten. Schon bei der Fahrt von
Sihanoukville nach Siem Reap zwei Wochen zuvor hatten wir in Phnom Penh
umsteigen und dort warten müssen. Vermutlich stellt ihr es euch genau richtig
vor – schon bei der Ankunft des Busses wird man von Menschen umzingelt. Alle
wollen einem Transportmöglichkeiten anbieten, manche schnappen sich bereits
dein Gepäck und wollen auf und davon. Da heißts ruhig bleiben, Gepäck
festhalten und behaupten man habe bereits eine Weiterfahrt gebucht, egal ob dem
so ist oder nicht. Nur so wird man in Ruhe gelassen, kann kurz überlegen wo man
eigentlich hin will und dann selber ein TukTuk eine Straße entfernt zum halben
Preis nehmen ;)
Das aber nur so nebenbei.
Am Busbahnhof angekommen warteten
wir also auf unsere Weiterfahrt nach Saigon. Das verläuft meist recht
chaotisch. Ich versuchte zu erfahren welche Busnummer es sein würde und wann es
weiter gehen sollte, daraufhin wurden uns unsere Bustickets abgenommen,
gestempelt und auf die – nennen wir sie „schwer bis unverständlichen“ –
Lautsprecherdurchsagen verwiesen. Und so saßen wir da und lauschten auf das
einzig wichtige Wort – Saigon!
Irgendwann wurden wir in einen
sehr komfortablen Minibus verfrachtet und vom Busbahnhof weggebracht. Zwei
Straßen weiter hieß es aber schon wieder aussteigen und wieder warten.
Insgesamt ist die Bewältigung jeglicher Strecken in südostasiatischen Ländern vor
allem mit einem verbunden… warten ;)
Dieses Mal wurden wir beim Warten
kritisch beäugt, unsere Tickets mehrfach herumgereicht und das Englisch ließ
auch schwer zu wünschen übrig. Soweit wir das verstanden haben, mussten die
Tickets hier abgegeben und neue für die Weiterfahrt ausgestellt werden.
Schließlich wurden wir wohl mit einer Frau und zwei anderen Männern in eine
Gruppe gesteckt, wir alle bekamen dieselben Gepäckaufkleber mit einer Nummer
und die Frau bekam unsere Tickets in Form eines Gruppentickets. Sowas find ich
ja immer nicht sehr vertrauenserweckend. Kein Mensch spricht Englisch, Tickets
selber behalten ist nicht und man latscht doof hinterher, weil einem keiner
erklären kann was Sache ist.
Letztendlich saßen wir aber im
Bus und nach nur zweimal Umsetzen, was uns wild gestikulierend und Khmer redend
mitgeteilt wurde, anscheinend auch auf den für uns vorbestimmten Plätzen ;)
So ging es dann auch weiter.
Stundenlang ging die Fahrt, beinahe endlos erschien sie uns. Die zuvor
angegebenen sechs Stunden wurden jedenfalls nicht eingehalten. Wir versuchten
mehrfach herauszukriegen wo wir uns gerade befanden, wann wir die Grenze
überqueren würden und wann bzw. wo wir ankommen sollten.
Zudem wurden unsere Pässe
eingesammelt, was ein wirklich ungutes Gefühl hinterlässt. Immerhin sind
deutsche Pässe in Kambodscha auf dem Schwarzmarkt gute 500 Dollar wert ;)
Auf der gesamten Reise galt immer
– alles ist ersetzbar, das wichtigste ist Kreditkarte und Reisepass. Auch
Kreditkarten kann man sperren lassen, einen Pass in einem solchen Land zu
ersetzen ist durchaus möglich, kann aber dauern und so hatten wir unsere Pässe
stets bei uns gehabt. Bis zu diesem Tag… wir beobachten das Geschehen und
nachdem auch jede Menge andere Businsassen ihre Pässe abgaben, entschieden wir
uns eben dazu das gleiche zu tun.
Die Fahrt ging weiter, zwischen
durch fuhr unser Bus sogar auf eine klapperige Fähre, mit der wir den Mekong
überquerten. Immer wieder hielten wir an und die unvermeidlichen Spinnen- und
Insektensnacks wurden gekauft.
Die Zeit zog sich, die übliche
kambodschanische Karaokemusik plärrte uns ins Ohr, während es draußen dunkel
wurde, die Landschaft immer schwieriger wahrzunehmen war und die Grenze keinen
Meter näher zu kommen schien. Auf unsere Fragen bekamen wir auch keine Antwort,
logischerweise hatte sich schließlich weder das Englisch des Busfahrers noch
das des mitfahrenden Busbegleiters unterwegs auf wundersame Weise verbessert ;)
Es war also schon stockdunkel als
wir die Grenze endlich erreichten. Da wir kein Wort verstanden entschieden wir
uns für die einzig sinnvolle Taktik – hinterher laufen und genau das tun, was
alle anderen machen. Aussteigen, Gepäck aus dem Bus holen und los. So ging es
von einem Schalter zum nächsten, am ersten durften nur die Vietnamesen direkt
einreisen, am zweiten wurden wir weiter geschickt und so landeten wir in einem
Raum mit zwei weiteren Schaltern. Dort sahen wir zum ersten Mal unsere
Reisepässe wieder. Sie lagen ziemlich weit unten in einem ganzen Stapel Pässe.
Langsam wurde uns auch das System klar. Der Busbegleiter hatte alle Pässe
eingesammelt und bereits zu Beginn an einem der Einreiseschalter vorgelegt.
Hier wurde das Visum geprüft, das ja schon vor Einreise beantragt werden musste
und ein Stempel gemacht. Danach wurde jeder Name der Reihe nach aufgerufen,
Pass abholen und durch zur Gepäckkontrolle.
Bis zu uns wurden nur asiatische
Namen aufgerufen, logisch, waren ja auch nur Asiaten da :) – weder meinen noch
Manus Namen konnten sie aussprechen. Ein kurzer Versuch, ein Lachen und schon
war klar, dass wir gemeint waren und wir konnten endlich unsere Reisepässe
wieder einstecken. Damit waren wir also endlich eingereist.
Die Gepäckkontrolle verlief
reibungslos und wir stiegen wieder in den Bus ein der dann auf die andere Seite
der Grenze fuhr. Dort stieg ein wichtig aussehender Vietnamese in Uniform ein,
um ein letztes Mal den Pass zu kontrollieren und abzugleichen ob man auch
tatsächlich derjenige ist, dem der Pass gehört.
Umständlich und langwierig und
sicher einfacher zu handhaben, würde jeder einfach gleich selbst mit dem
eigenen Pass einreisen. Egal wie, wir waren endlich in Vietnam – aber noch
lange nicht in Saigon! ;)
Die Straßen auf vietnamesischer
Seite waren sofort merklich besser. Weniger Schlaglöcher, breiter und sogar
halbwegs verständliche Verkehrsführung und Schilder fielen uns auf. Nach weiteren
zwei Stunden voller Karaoke und Erfrierungen meinerseits erreichten wir die
ersten Vororte Saigons. Wir wussten zwar grob wie die Bushaltestelle hieß, die
unserer Unterkunft am nächsten liegen sollte. Doch auf Nachfragen erhielten wir
keine ordentliche Auskunft wo wir gerade wären und wann wir aussteigen müssten.
Letztendlich blieben wir sitzen und hofften irgendwo einfach mal ein Schild
oder einen Straßennamen finden zu können. Klappte natürlich nicht ;) und so
stiegen wir gezwungenermaßen an der Endstation aus …ohne auch nur den
geringsten Plan zu haben, wo wir uns befanden. Wir standen in einer winzigen,
dunklen Gasse, die auf unserem kleinen Stadtplan absolut nicht zu finden war
und sich ein gutes Stück entfernt von unserem eigentlichen Ziel, dem District
1, befinden musste.
Es macht zugegebenermaßen nicht
so richtig viel Spaß mitten in der Nacht in einen Millionenstadt wie Saigon
anzukommen, mit Gepäck durch die Gegend zu ziehen und keine Ahnung zu haben wo
man eigentlich ist. So versuchten wir uns durch zu fragen. Funktionierte aber auch
nicht.
Tuktuks gibt’s in Vietnam leider
nicht und so entschieden wir uns zu guter Letzt für die billigste und quasi einzige
verfügbare Variante: Moto-Taxis. Man setzt sich einfach bei irgendwelchen
Einheimischen hinten auf den Roller und lässt sich fahren.
Mir war zwischen zeitlich nicht
ganz wohl dabei. Mit Backpack und Handgepäck hinten auf dem Roller… wir bekamen
zwar sogar Helme, schon das ist nicht Standard, aber meiner war viiiel zu groß
und so musste ich dummerweise nicht nur mich, sondern auch noch meinen Helm
festhalten. Krampfhaft klammerte ich mich an den Roller und versuchte nicht
herunterzufallen. Mein Rucksack fühlte sich an als würde er Tonnen wiegen und
mich direkt vom Roller zerren. Ich sah mich schon wie einen Käfer auf dem Rücken
mitten auf der Straße liegen :D
Wir waren wohl wirklich ein gutes
Stück von unserer Unterkunft entfernt und hätten diese so auch niemals
gefunden. Über 20 Minuten rasten wir durch Saigons Innenstadt… einer Stadt mit
über 7 Millionen Einwohnern, in der es genauso krass zu geht auf den Straßen
wie ihr euch das jetzt vllt vorstellt. Ein Roller am anderen, es wuselt und
wimmelt wohin man schaut. Und wir mitten drin.
Immerhin hielten sich unsere
beiden „Taxifahrer“ an unsere Vorgabe zusammen zu bleiben. Hätten sie uns in
unterschiedliche Richtungen gebracht, wäre mir unwohl geworden. Doch die beiden
blieben zusammen, lieferten sich das eine oder andere Rennen und setzten uns
schließlich vor unserem Hotel ab.
Anfangs fühlte ich mich zwar
nicht ganz wohl, während Manu natürlich einen riesigen Spaß hatte. Als die
beiden aber zusammen blieben, begann die wilde Fahrt auch mir Spaß zu machen
und die Stadt war schon nachts absolut sehenswert :)
Mehr zu Saigon und natürlich auch
mehr Fotos im nächsten Bericht…
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