Freitag, 1. Mai 2015

Von Kambodscha nach Vietnam – Eine Busfahrt die ist lustig …oder… die Irrungen und Wirrungen eines Grenzübergangs


Irgendwann war es soweit und so hieß es nach vier Wochen Abschied nehmen von Kambodscha und besonders von Dieter und seinem hervorragenden deutschen Essen, das wir auf der Weiterreise sehr vermissen würden ;)

Wir hatten einen Bus gebucht, der uns von Siem Reap über Phnom Penh in schlappen 12 Stunden nach Saigon, Vietnam bringen sollte. Leider blieb es nicht ganz bei dieser Zeitangabe und wir verbrachten mehr als 15 Stunden in verschiedensten „topmodernen kambod­schanischen Fernreisebussen“, in denen die Temperatur meist entweder irgendwo um den Gefrierpunkt oder im Saunabereich lag.
Aus spartechnischen Gründen hatten wir uns natürlich wieder für den local Bus entschieden und waren somit auch erneut die einzigen „Langnasen“, also Nicht-Asiaten in besagten Bussen. Der erste Teil der Fahrt führte uns von Siem Reap nach Phnom Penh, wo wir eine knappe Stunde am Busbahnhof warten mussten. Schon bei der Fahrt von Sihanoukville nach Siem Reap zwei Wochen zuvor hatten wir in Phnom Penh umsteigen und dort warten müssen. Vermutlich stellt ihr es euch genau richtig vor – schon bei der Ankunft des Busses wird man von Menschen umzingelt. Alle wollen einem Transportmöglichkeiten anbieten, manche schnappen sich bereits dein Gepäck und wollen auf und davon. Da heißts ruhig bleiben, Gepäck festhalten und behaupten man habe bereits eine Weiterfahrt gebucht, egal ob dem so ist oder nicht. Nur so wird man in Ruhe gelassen, kann kurz überlegen wo man eigentlich hin will und dann selber ein TukTuk eine Straße entfernt zum halben Preis nehmen ;)
Das aber nur so nebenbei.


Am Busbahnhof angekommen warteten wir also auf unsere Weiterfahrt nach Saigon. Das verläuft meist recht chaotisch. Ich versuchte zu erfahren welche Busnummer es sein würde und wann es weiter gehen sollte, daraufhin wurden uns unsere Bustickets abgenommen, gestempelt und auf die – nennen wir sie „schwer bis unverständlichen“ – Lautsprecher­durchsagen verwiesen. Und so saßen wir da und lauschten auf das einzig wichtige Wort – Saigon!
Irgendwann wurden wir in einen sehr komfortablen Minibus verfrachtet und vom Busbahnhof weggebracht. Zwei Straßen weiter hieß es aber schon wieder aussteigen und wieder warten. Insgesamt ist die Bewältigung jeglicher Strecken in südostasiatischen Ländern vor allem mit einem verbunden… warten ;)

Dieses Mal wurden wir beim Warten kritisch beäugt, unsere Tickets mehrfach herumgereicht und das Englisch ließ auch schwer zu wünschen übrig. Soweit wir das verstanden haben, mussten die Tickets hier abgegeben und neue für die Weiterfahrt ausgestellt werden. Schließlich wurden wir wohl mit einer Frau und zwei anderen Männern in eine Gruppe gesteckt, wir alle bekamen dieselben Gepäckaufkleber mit einer Nummer und die Frau bekam unsere Tickets in Form eines Gruppentickets. Sowas find ich ja immer nicht sehr vertrauenserweckend. Kein Mensch spricht Englisch, Tickets selber behalten ist nicht und man latscht doof hinterher, weil einem keiner erklären kann was Sache ist.
Letztendlich saßen wir aber im Bus und nach nur zweimal Umsetzen, was uns wild gestikulierend und Khmer redend mitgeteilt wurde, anscheinend auch auf den für uns vorbestimmten Plätzen ;)


So ging es dann auch weiter. Stundenlang ging die Fahrt, beinahe endlos erschien sie uns. Die zuvor angegebenen sechs Stunden wurden jedenfalls nicht eingehalten. Wir versuchten mehrfach herauszukriegen wo wir uns gerade befanden, wann wir die Grenze überqueren würden und wann bzw. wo wir ankommen sollten.
Zudem wurden unsere Pässe eingesammelt, was ein wirklich ungutes Gefühl hinterlässt. Immerhin sind deutsche Pässe in Kambodscha auf dem Schwarzmarkt gute 500 Dollar wert ;)
Auf der gesamten Reise galt immer – alles ist ersetzbar, das wichtigste ist Kreditkarte und Reisepass. Auch Kreditkarten kann man sperren lassen, einen Pass in einem solchen Land zu ersetzen ist durchaus möglich, kann aber dauern und so hatten wir unsere Pässe stets bei uns gehabt. Bis zu diesem Tag… wir beobachten das Geschehen und nachdem auch jede Menge andere Businsassen ihre Pässe abgaben, entschieden wir uns eben dazu das gleiche zu tun.

Die Fahrt ging weiter, zwischen durch fuhr unser Bus sogar auf eine klapperige Fähre, mit der wir den Mekong überquerten. Immer wieder hielten wir an und die unvermeidlichen Spinnen- und Insektensnacks wurden gekauft.
Die Zeit zog sich, die übliche kambodschanische Karaokemusik plärrte uns ins Ohr, während es draußen dunkel wurde, die Landschaft immer schwieriger wahrzunehmen war und die Grenze keinen Meter näher zu kommen schien. Auf unsere Fragen bekamen wir auch keine Antwort, logischerweise hatte sich schließlich weder das Englisch des Busfahrers noch das des mitfahrenden Busbegleiters unterwegs auf wundersame Weise verbessert ;)



Es war also schon stockdunkel als wir die Grenze endlich erreichten. Da wir kein Wort verstanden entschieden wir uns für die einzig sinnvolle Taktik – hinterher laufen und genau das tun, was alle anderen machen. Aussteigen, Gepäck aus dem Bus holen und los. So ging es von einem Schalter zum nächsten, am ersten durften nur die Vietnamesen direkt einreisen, am zweiten wurden wir weiter geschickt und so landeten wir in einem Raum mit zwei weiteren Schaltern. Dort sahen wir zum ersten Mal unsere Reisepässe wieder. Sie lagen ziemlich weit unten in einem ganzen Stapel Pässe. Langsam wurde uns auch das System klar. Der Bus­begleiter hatte alle Pässe eingesammelt und bereits zu Beginn an einem der Einreiseschalter vorgelegt. Hier wurde das Visum geprüft, das ja schon vor Einreise beantragt werden musste und ein Stempel gemacht. Danach wurde jeder Name der Reihe nach aufgerufen, Pass abholen und durch zur Gepäckkontrolle.
Bis zu uns wurden nur asiatische Namen aufgerufen, logisch, waren ja auch nur Asiaten da :) – weder meinen noch Manus Namen konnten sie aussprechen. Ein kurzer Versuch, ein Lachen und schon war klar, dass wir gemeint waren und wir konnten endlich unsere Reisepässe wieder einstecken. Damit waren wir also endlich eingereist.
Die Gepäckkontrolle verlief reibungslos und wir stiegen wieder in den Bus ein der dann auf die andere Seite der Grenze fuhr. Dort stieg ein wichtig aussehender Vietnamese in Uniform ein, um ein letztes Mal den Pass zu kontrollieren und abzugleichen ob man auch tatsächlich derjenige ist, dem der Pass gehört.
Umständlich und langwierig und sicher einfacher zu handhaben, würde jeder einfach gleich selbst mit dem eigenen Pass einreisen. Egal wie, wir waren endlich in Vietnam – aber noch lange nicht in Saigon! ;)

Die Straßen auf vietnamesischer Seite waren sofort merklich besser. Weniger Schlaglöcher, breiter und sogar halbwegs verständliche Verkehrsführung und Schilder fielen uns auf. Nach weiteren zwei Stunden voller Karaoke und Erfrierungen meinerseits erreichten wir die ersten Vororte Saigons. Wir wussten zwar grob wie die Bushaltestelle hieß, die unserer Unterkunft am nächsten liegen sollte. Doch auf Nachfragen erhielten wir keine ordentliche Auskunft wo wir gerade wären und wann wir aussteigen müssten. Letztendlich blieben wir sitzen und hofften irgendwo einfach mal ein Schild oder einen Straßennamen finden zu können. Klappte natürlich nicht ;) und so stiegen wir gezwungenermaßen an der Endstation aus …ohne auch nur den geringsten Plan zu haben, wo wir uns befanden. Wir standen in einer winzigen, dunklen Gasse, die auf unserem kleinen Stadtplan absolut nicht zu finden war und sich ein gutes Stück entfernt von unserem eigentlichen Ziel, dem District 1, befinden musste.


Es macht zugegebenermaßen nicht so richtig viel Spaß mitten in der Nacht in einen Millionenstadt wie Saigon anzukommen, mit Gepäck durch die Gegend zu ziehen und keine Ahnung zu haben wo man eigentlich ist. So versuchten wir uns durch zu fragen. Funktionierte aber auch nicht.

Tuktuks gibt’s in Vietnam leider nicht und so entschieden wir uns zu guter Letzt für die billigste und quasi einzige verfügbare Variante: Moto-Taxis. Man setzt sich einfach bei irgendwelchen Einheimischen hinten auf den Roller und lässt sich fahren.
Mir war zwischen zeitlich nicht ganz wohl dabei. Mit Backpack und Handgepäck hinten auf dem Roller… wir bekamen zwar sogar Helme, schon das ist nicht Standard, aber meiner war viiiel zu groß und so musste ich dummerweise nicht nur mich, sondern auch noch meinen Helm festhalten. Krampfhaft klammerte ich mich an den Roller und versuchte nicht herunterzufallen. Mein Rucksack fühlte sich an als würde er Tonnen wiegen und mich direkt vom Roller zerren. Ich sah mich schon wie einen Käfer auf dem Rücken mitten auf der Straße liegen :D


Wir waren wohl wirklich ein gutes Stück von unserer Unterkunft entfernt und hätten diese so auch niemals gefunden. Über 20 Minuten rasten wir durch Saigons Innenstadt… einer Stadt mit über 7 Millionen Einwohnern, in der es genauso krass zu geht auf den Straßen wie ihr euch das jetzt vllt vorstellt. Ein Roller am anderen, es wuselt und wimmelt wohin man schaut. Und wir mitten drin.
Immerhin hielten sich unsere beiden „Taxifahrer“ an unsere Vorgabe zusammen zu bleiben. Hätten sie uns in unterschiedliche Richtungen gebracht, wäre mir unwohl geworden. Doch die beiden blieben zusammen, lieferten sich das eine oder andere Rennen und setzten uns schließlich vor unserem Hotel ab.
Anfangs fühlte ich mich zwar nicht ganz wohl, während Manu natürlich einen riesigen Spaß hatte. Als die beiden aber zusammen blieben, begann die wilde Fahrt auch mir Spaß zu machen und die Stadt war schon nachts absolut sehenswert :)

Mehr zu Saigon und natürlich auch mehr Fotos im nächsten Bericht…

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