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Unsere Küche - Tony, Emeline, Petra und Jakub |
Es ist Sonntagmorgen. Ich sitze
gerade in unserer gemütlichen Küche, der männliche Teil der Mitbewohner schaut
die Fußball-WM, und ich versuche unseren Blog endlich mal wieder auf den
neuesten Stand zu bringen.
Dazu muss ich wohl erst einmal
die letzten 11 Wochen, die wir nun schon hier arbeiten ein bisschen Revue
passieren lassen. Unfassbar – 11 Wochen
sind es nun schon. Die längste Zeit, die wir während unserer Reise an einem Ort
verbracht haben oder vermutlich verbringen werden.
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Jakub, Sebastian und Manu in unserem "Garten" |
Aber von Anfang an: wie bereits
im letzten Eintrag geschrieben, hatten wir uns also einen Job in einem „Punchbowl“
Kiwi-Packhaus in Patumahoe, 40km südlich von Auckland, ergattert.
Am 23. März
reisten wir an, bezogen unsere hübsche, kleine Cabin, die ziemlich genauso
aussah wie die in Roxburgh. Zu Anfang waren wir drei Pärchen. Manu und ich,
Claudia und Sebastian, ebenfalls Deutsche und Petra und Jakub aus Tschechien. Nach knapp zwei Wochen zog dann noch Emeline, eine Französin, bei uns ein.
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Unsere Cabin |
Küche, Bad und Aufenthaltsraum sind im alten Packhaus untergebracht. Dieses wurde aber vor 5 Jahren zu klein, woraufhin ein neues, deutlich größeres gebaut wurde. Rund herum sind Orchards, das
heißt Kiwi-Plantagen.
Wir haben viele lustige Abende zusammen verbracht, gekocht, getrunken, gefeiert und geredet. Dabei kommt man natürlich auch auf die eine oder andere doofe Idee.
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Tischtennis mit Pfannen in der Küche :D |
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Claudi |
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Sebastian, Jakub und Petra |
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Kiwi-Pflanzen |
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Kiwis |
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Kiwi-Orchard |
Die eigentliche Packhaus-Saison sollte erst etwas später beginnen, weshalb wir
vorerst andere Jobs bekamen. Uns wars recht. Hauptsache schnell Geld verdienen.
Solange aufgrund des Wetters nicht genügend Früchte gepflückt werden konnten,
konnte man natürlich auch nicht mit dem Packen beginnen. Es gibt aber auch so
jede Menge Aufgaben, die nötig sind um den Betrieb in Gang zu halten und sich
auf die Kiwis vorzubereiten. Echt erstaunlich, was da so alles beachtet werden
muss.
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Zufahrt auf das Punchbowl-Gelände |
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Kiwi-Packhaus rechts und Kühlhäuser links |
Die Aufgabe der Jungs für die
ersten beiden Wochen war „Bin Repair“. Bins sind die großen Holzkisten in denen
Kiwis gelagert und transportiert werden. Diese gehen öfter auch mal kaputt und
müssen repariert oder auch mit dem Vorschlaghammer komplett zerschlagen werden.
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Bins - Holzkisten für Lagerung und Transport der Kiwis |
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Tony - Gabelstaplerfahrer und Ansprechpartner für uns Backpacker |
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Manus Arbeitsplatz - alle diese Bins mussten repariert werden :) |
Wir Mädels durften mit Wasser
spielen… beim sogenannten „Bin Liner Washing“. Bin Liner sind
Schaumstoffmatten, die unten in die Bins gelegt werden. Diese wurden von uns in
einem riesigen Wassertank gewaschen und desinfiziert. Zum einen benutzt man sie
damit die Früchte keine Druckstellen bekommen, zum anderen um der in Neuseeland
auftretenden Kiwi-Krankheit PSA vorzubeugen. Die Verbreitung kann nur durch
äußerste Vorsicht und Hygiene verhindert werden, weshalb auch die Autos und
Schuhe nach jedem Kontakt desinfiziert werden müssen.
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Bin Liner waschen und desinfizieren |
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Claudi bei der Arbeit |
So vertrieben wir uns also die
ersten beiden Wochen mit diesen eher langweiligen Arbeiten, aber uns machte es
nichts aus. Manu hatte Spaß beim Zerlegen und Hämmern und ich hätte sogar gern
noch länger Bin Liner gewaschen. Easy Money – waschen, aufhängen, trocknen
lassen, abhängen. So einfach hab ich noch nie Geld verdient, dachte ich. Es
sollte fast noch einfacher werden ;)
Die dritte Woche sollte für Manu
und mich dann nämlich etwas anders werden. Unsere Chefin Maree bat uns nach
Tauranga zu fahren und dort kontaminierte Plastiktüten zu reinigen. Klingt
seltsam?! Dachten wir auch :)
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"Unser" hauseigenes Cricketfeld |
Aber wir sind ja offen für alles
und so fuhren wir los, ausgestattet mit zwei Staubwedeln und einer eher
unpräzisen Wegbeschreibung zu unserer Unterkunft ;) Wohnen sollten wir nämlich
im Ferien- bzw. Wochenendhaus von Marees Schwager. Die Fahrt nach Tauranga
dauerte ungefähr 2,5 Stunden und so war es schon dunkel als wir ankamen.
Das Haus befand sich recht einsam
auf einer Halbinsel mit Blick zum Hafen und … wir konnten es kaum fassen … mit
hauseigenem Cricketfeld. Wir hatten gedacht, es handele sich um das Grundstück
des Cricketclubs, aber nein – der nette Mann ist Millionär und hat sich dort
einfach mal sein ganz eigenes Cricketfeld und das dazu passende Haus
hingebastelt. Naja, wer kann, der kann.
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Unser "kleines" Häuschen |
Wir hatten zwar eine grobe
Beschreibung, wie man dort hinkommt, standen aber zuerst vor einem anderen
Haus. Nach weiterem Suchen und einem Anruf bei Maree wussten wir dann
wenigstens welches Haus es ist und fuhren schnurstracks darauf zu. Mitten über
das Cricketfeld. Oh Mann, hab ich mir Gedanken gemacht, ob man da drüber fahren
darf oder ob wir jetzt alles mit unseren Reifenspuren kaputt gemacht haben…
aber immerhin waren wir da.
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Veranda |
Nun hieß es nur noch schnell den Schlüssel finden
und rein. Doch auch das war alles andere als einfach und wir suchten gute 20
Minuten lang alles mit unseren Taschenlampen ab. Es hätte mich absolut nicht
gewundert, wenn die Polizei aufgetaucht wäre, die uns dann gaaanz bestimmt
unsere absurd klingende Geschichte geglaubt hätte „Wir sollen hier wohnen, im
Haus eines uns fremden Millionärs, während wir in Tauranga arbeiten und
kontaminierte Plastiktüten reinigen. Und grade suchen wir nur den Schlüssel um
auch in das Haus reinzukommen.“ :D Absolut plausibel finde ich, aber wir hatten
ja Glück und trotz flackernden Taschenlampen kam niemand. Irgendwann hatten wir
dann auch den Schlüssel und bezogen das wohl luxuriöseste Domizil unserer
gesamten Reise. Ein Holzhaus mit großem Wohn- und Esszimmer, offener Küche,
Schlafzimmer, 3 Bädern und 3 Duschen, einem Cricketraum undundund. Unser
Highlight war aber die rund ums Haus angelegte Holzveranda und die
Hollywood-Schaukel mit Blick zum Meer. Wir hätten es schlechter treffen können.
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Hollywood-Schaukel |
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Aussicht von unserer Terrasse auf den Hafen und hinterm Baum - Mount Maunganui |
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Wir hätten es schlechter treffen können ;) |
Am nächsten Morgen waren wir
gespannt, was denn nun genau unsere Arbeit für die nächste Zeit sein sollte.
Wir fuhren zu einer Lagerhalle, wo wir genauere Informationen bekamen. Die
Plastiktüten, die zum Verpacken der Kiwis verwendet werden, waren verschmutzt.
Genau genommen waren darauf kleine rote Pünktchen, teilweise nicht einmal einen
Millimeter groß. Farbpartikel, die vermutlich beim Stanzen der Löcher dort
zurückgeblieben sind. Diese sollten von uns entfernt werden, da es beim
Verpacken von Kiwis absolut hygienisch zugehen muss und schon Partikel dieser
Größe sich in die Frucht bohren und sie somit unessbar machen könnten. So hieß
es für uns – Kiste auf, Tüten raus, Tüten auf jeder Seite mit einem Staubwedel
abwischen, Tüten wieder in die Kiste stapeln, Kiste wieder zukleben.
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Mit Corinna und Christina bei der Arbeit ;) |
Anfangs dauerte die Prozedur noch
recht lange, nach einer Weile wurden wir schneller und nach zwei Tagen
schafften wir bereits die erwarteten 3-4 Paletten. Umgerechnet bedeutete das
nur 3 Minuten pro Box für den oben beschriebenen Ablauf. Klingt nicht so, wird
nach ca. 8-10 Stunden aber echt anstrengend. Besonders für Manu, der die Kisten
ja wieder so verpacken sollte, als ob sie nie geöffnet gewesen wären.
Nach einigen Tagen bekamen wir
Hilfe, die wir uns selbst organisieren durften. Unsere neuen Kolleginnen waren
Corinna und Christina, die wir in Blenheim kennengelernt und in Roxburgh wieder
getroffen hatten und die zur selben Zeit in Tauranga waren. Ich sag es ja immer
wieder, Neuseeland ist klein ;)
Danach hatten wir noch mehr Spaß
bei der Arbeit. Überzeugt euch selbst. Hygiene und Sicherheit geht vor –
Handschuhe, Haarnetz und natürlich Warnwesten, damit wir nicht von einem
Gabelstapler über den Haufen gefahren werden.
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...sehen wir nicht schick aus?... |
Perfekt für uns war daran vor
allem, dass wir einen Schlüssel bekamen und arbeiten konnten, wann und wie
lange wir wollten. Letztendlich wieder leicht verdientes Geld und in Tauranga
hatte es uns ja sowieso gefallen. Hier waren ja auch gerade so einige unserer
Freunde unterwegs.
Wann immer wir also frei hatten,
verbrachten wir nette Abende mit ihnen. Gingen essen, kochten in unserer
Luxusküche oder ließen am Strand die Seele baumeln. Auch Annetts Geburtstag sollte gebührend gefeiert werden. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir noch nicht wissen, dass wir Annett und Christian schon schneller wieder sehen sollten, als gedacht ;)
Nach 8 Tagen wurden wir dann
leider schon wieder zurück ins Packhaus gerufen. Die eigentliche Packsaison
hatte begonnen und wir sollten mehr über unsere Jobs für die nächsten 7-10
Wochen erfahren. Der Stress konnte beginnen.
Es sollte uns bereits jetzt
ansatzweise klar werden, wie viel es über Kiwis zu wissen gibt und dass man
auch aus diesen grünen Dingern eine Wissenschaft machen kann…
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