Dienstag, 24. Juni 2014

Patumahoe Teil 3 – wir genießen die kiwifreie Zeit ;)

Wir haben nun wirklich mehr als genug vom Arbeiten erzählt. Gerade, weil die Arbeit sehr monoton ist, man selten sein Gehirn anstrengen muss und trotzdem beinahe dauernd unter Druck ist, um die erwartete Effizienz von mindestens 120% zu erreichen, braucht man in der Freizeit und an den Wochenenden Zeit zum Entspannen und Nichtstun. Das haben wir ausgiebigst getan. Noch wichtiger ist aber die Ablenkung durch Unternehmungen und Spaß mit lustigen Leuten zu haben. Das hatte unsere kiwifreie Zeit zu bieten. In den ersten Wochen nahm diese allerdings einen eher kleineren Anteil ein. Wir arbeiteten 6 Tage die Woche. Der eine Tag der uns blieb wurde meistens zum Entspannen und Ausschlafen genutzt oder um Sachen zu erledigen, die ansonsten auf der Strecke geblieben sind.
Seit einiger Zeit arbeiten wir nun nur noch 5 Tage, haben also tatsächlich ein gesamtes Wochenende frei.

Egal wie viel Arbeit es gab, die freie Zeit wollte genutzt werden.
Oft wurde sie vor allem mit gemeinsamen Abenden, also mit Kochen, Essen, Trinken und Unterhaltungen gefüllt.

Einen Abend besuchten wir Vicky und Richard in Waiuku. Dort hatten sie aus einer Feuerstelle eine Art Pizzaofen gebastelt, der natürlich ausprobiert werden wollte. Jeder brachte Zutaten zum Belegen mit und Richard hatte einen richtig guten Teig vorbereitet.
Wir waren eine nette Runde an diesem Abend, auch Annett und Christian, Nicole und Bastian (Deutschland), Marion und Francisco (Frankreich/Argentinien) und Emily (England), sowie Ornella und Julien (Frankreich) waren mit von der Partie.
Dann wurde eifrig losgelegt und wir zauberten die tollsten Pizzas (oder auch Pizzen?). Bald hatte sich eine Arbeitsteilung gefunden. Mädels rollen den Teig aus und belegen, Jungs kümmern sich ums Backen, mit Feuer spielen und aufpassen, dass die Pizza nicht verbrennt. Mit vollem Erfolg. Seht selbst! ;)

...wer macht den schönsten Pizza-Boden? ;)
Richard, Vicky und Christian
Satt und dick und kugelrund
Am darauffolgenden Wochenende hieß es dann „Kochkurs bei Manu – wie bereite ich einen Schweinebraten mit Speckbohnen, Spätzle und Semmelknödel zu“. Richard wollte schon immer einmal lernen wie man dieses typisch bayrische Gericht zubereitet und Manu war natürlich gerne bereit da auszuhelfen ;)

Kochkurs
Küchenhilfe Vicky
Mirepoix - gehört unter den Schweinebraten ;)

So kamen letztendlich auch Vicky und ich, Annett und Christian und Emeline in den Genuss. Natürlich halfen wir auch ein bisschen beim Kochen. Die meiste Zeit sollten wir aber lieber nicht stören und hübsch aussehen. Kein Problem für uns, blieb doch mehr Zeit um sich zu unterhalten und darin sind wir doch Profis…
Wie schon bei der Pizza konnte sich auch dieses Ergebnis mehr als sehen lassen. Wir haben uns beinahe wie zuhause gefühlt.

Highlight - der Probierknödel

Ein Traum!!
Doch so einige Samstagabende verbrachten wir in Kingseat. Dort wohnten mit 13 Bewohnern die meisten von uns Backpackern. Kingseat ist eine frühere Psychiatrie. Den vielen, oft grusligen Geschichten zufolge wurden die Patienten dort nicht sonderlich gut behandelt, teilweise sogar gequält, weshalb die Gebäude als „most haunted place in New Zealand“ (verspuktester/verfolgtester Ort Neuseelands) bezeichnet werden. Selbst Geisterjäger hatten schon ihr Glück dort versucht.

Annett, Sarha und Claudi
Die meisten der Gebäude sind inzwischen bewohnt. Sie können ausgebaut werden und sind in Relation zur Größe sehr günstige Wohnflächen. Solange man die grausigen Hintergründe und den Krankenhaus-Stil ausblenden kann. Der zweite Stock eines der vielen Gebäude, Villa 14, wird also jedes Jahr von Punchbowl genutzt um Backpacker dort unterzubringen. Zu Beginn sah alles nur heruntergekommen aus, viel zu groß und ungepflegt, doch die Bewohner machten es schnell zu einem recht wohnlichen Zuhause auf Zeit. Perfekt geeignet war Kingseat aber natürlich als Party Location. Platz, Platz, Platz… und niemand, den man stören könnte. Das wurde für so manche Party genutzt!

Gruppenfoto mit denen, die noch wach waren ;)

Wie schon im letzten Beitrag berichtet waren wir ein bunt gemischtes Team. Allein von der Südsee-Insel Vanuatu arbeiten 30 Männer und Frauen hier bei Punchbowl. Die Frauen bleiben meist für drei Monate, die Männer für sechs. Sie kommen nur zum Arbeiten nach Neuseeland. Dies wird durch ein Regierungsprojekt ermöglicht, das die Entwicklung der Südseeinseln unterstützen will.

Die Inseln von denen sie kommen sind sehr klein, es gibt keine Straßen und keine bis kaum Autos. Die Vanuatus jagen noch mit Buschmessern und Speeren nach Schweinen und Fischen. Sie haben selbstgebaute Hütten, kochen mit Feuer, haben keinen Strom und laufen ohne Schuhe. Genau genommen brauchen sie kaum Geld, da sie alles Lebensnotwendige selbst anbauen und untereinander tauschen. Nur Hygieneartikel und ähnliches müssen sie einkaufen. Sagen wir es so… inzwischen hat auch der Tourismus auf einigen Inseln Einzug gehalten, die „Zivilisation“ bzw. die „westliche Welt“ (eigentlich das falsche Wort, da sie überhaupt nicht unzivilisiert sind, aber ich hoffe, ihr versteht was ich sagen möchte) rückt immer weiter vor und es gibt sogar Masten zweier Mobilfunkanbieter. So nach und nach können und wollen sie sich dem Wandel nun nicht mehr entziehen. Für uns klingt ihr Leben abseits von Stress und Erfolgsdruck geradezu traumhaft, doch für sie bietet die Arbeit in Neuseeland und Australien eine willkommene Abwechslung und eine spannende Erfahrung.

Dementsprechend hat auch niemand von ihnen einen Führerschein, viele sind noch nie geflogen und viele waren noch nie in einer richtigen Stadt. Um ihnen neben der Arbeit noch weitere Erfahrungen ermöglichen zu können, unternimmt man Ausflüge mit ihnen. Dazu braucht man natürlich Freiwillige, die den Transport übernehmen. Manu meldete sich und holt die Vanuatus seitdem auch vor der Arbeit ab und fährt sie hinterher wieder zurück nach Kingseat, wo auch sie untergebracht sind.

Ich bin jedes Mal beeindruckt wie selbstverständlich Manu den großen Bus fährt. 10 Vanuatus hinten drin, mitten rein in die Stadt, einparken, ausparken, … alles kein Problem. Ich würde mich das niemals trauen! :)
Außerdem erschreckt er immer die Frauen und erfreut die Männer. Ihr glaubt nicht, wie groß die Freude ist, wenn er das Auto beim Bremsen ein bisschen ruckeln lässt oder gar 3 Runden im Kreisverkehr dreht! Es ist unbeschreiblich, sie flippen beinahe aus. Die Männer jubeln aus Spaß, die Frauen sind ein bisschen ängstlich.


Das erste Mal, als wir sie auf einem größeren Ausflug begleiteten, ging es in einen Vorort von Auckland in das große Einkaufszentrum „Sylvia Park“. Dort wurden Bankkonten für sie eröffnet und anderer Papierkram erledigt. Manche sind bereits die zweite oder dritte Saison hier und kennen sich bereits etwas aus, für viele ist es das erste Mal und sie hatten noch nie ein Konto, geschweige denn eine Bankkarte. Alles muss man ihnen erklären, aber sie freuen sich auch über alles und sind sehr interessiert. Irgendwie faszinierend, wie sie sich in einer für sie fremden Welt einfügen. Für uns ist es schwer vorstellbar, dass sie nicht wissen wie man Geld aus einem Bankautomaten holen kann oder dass man sich im Auto anschnallen muss. Nach dem Gang zur Bank führte der erste Weg geschlossen ins Warehouse (Laden in dem es tatsächlich alles gibt und in dem man stundenlang stöbern kann). Dort wurden Handys gekauft. Jeder einzelne wollte ein neues oder auch das erste Handy überhaupt haben ;)
Verständlich, zum einen weil es ja jetzt Empfang auf den Inseln gibt und so eben auch die Familie zuhause telefonisch erreicht werden kann.
Der Rückweg verzögerte sich dann noch um gute 45 Minuten. Mit der Pünktlichkeit nimmt mans auf Vanuatu nämlich nicht so genau. Rückfahrt war für 13.30 Uhr angesetzt, der letzte kam um 14.15 Uhr angelaufen. Bis dahin musste man aber auch genau aufpassen, dass einem nicht wieder drei andere davon laufen, um den Fehlenden zu suchen :D

Der zweite Ausflug ging dann wirklich hinein in den Großstadtdschungel Aucklands. Wir würden Auckland sicher nicht als einschüchternde Stadt bezeichnen, auch wenn sie die größte Neuseelands ist, aber für die Vanuatus die noch nie in einer Stadt waren und außer aus dem Fernsehen keine Hochhäuser kennen, ist es ein Erlebnis.
Mission Bay
Der erste Stopp war der Auckland Zoo. Anschließend ging es zu einem kleinen Bahnhof, von wo aus eine Gruppe Vanuatus den Zug in die Innenstadt nahm. Ein Highlight, da viele bis zu diesem Tag noch nie Zug gefahren waren. Wie wir hinterher mitgeteilt bekamen, hatte es auch nicht allen gefallen – zu schnell ;)
Nachdem wir sie am Bahnhof wieder eingesammelt hatten, ging es weiter zur Mission Bay. Dort gab es Mittagessen und der männliche Teil vergnügte sich mal wieder mit Fußball. Das ist wohl wirklich überall auf der Welt gleich. Gib ihnen einen Ball und sie sind stundenlang beschäftigt! Manu war natürlich mittendrin zu finden ;)
Anschließend mussten natürlich noch viele Erinnerungsfotos geknipst werden, wir alle hatten einen Riesenspaß. Ein wirklich lustiges Völkchen und supernett.

Mission Bay

Man beachte die FlipFlops mit den Socken ;)


...ein bisschen mehr Sonne würde Manu gut tun ;)

Satt und zufrieden fuhren wir über die Harbour Bridge, die der in Sydney nachempfunden ist, nur um einiges kleiner. Von der anderen Seite hat man eine schöne Sicht auf Aucklands Skyline.

Auckland Skyline
Vorletzter Stopp war die Innenstadt Aucklands. Wer wollte konnte noch ein bisschen bummeln gehen oder etwas einkaufen. Die meisten nutzten diese Chance.
Die meisten geben ihr Geld entweder für Computer oder Fernseher aus, ein großer Teil wird aber auch immer in Solaranlagen investiert. Dadurch gibt es inzwischen auch auf den kleinen Inseln der Inselgruppe Vanuatu Elektrizität.
Mit einiger Verspätung – ihr wisst ja, die erwähnte (Un-)Pünktlichkeit – ging es dann zum letzten Ziel des Tages: One Tree Hill. Von dort oben hat man eine wirklich tolle Sicht über Auckland. Auch wir waren noch nicht dort und so nutzten wir die Gelegenheit für einige Fotos. Da es schon dunkel war glitzerten und leuchteten die Lichter der Stadt. Einziges, dafür relativ großes Problem: ohne Stativ ist es ziemlich schwierig scharfe Fotos im Dunkeln zu machen. Ich habe mein bestes gegeben, bin aber nicht zu hundert Prozent überzeugt. Daran arbeiten wir nochmal ;)

Blick vom One Tree Hill
Obwohl die Pack-Saison noch nicht ganz zu ende ist, gab es trotzdem schon einmal eine Packhaus-Party. Ein Dankeschön von Punchbowl für alle Mitarbeiter für unser Engagement und unseren Einsatz. Das fanden wir doch eine ziemlich nette Geste, hatten wir doch alle fleißig gearbeitet und somit auch eine Belohnung verdient.
Das Packhaus wurde partytauglich umgeräumt, Essen und Getränke bereitgestellt, eine Musikanlage aufgebaut und schon konnte die Feierei losgehen. Es war ein wirklich lustiger Abend, der vor allem durch die verschiedenen Nationen besonders gemacht wurde. Unsere Kollegen aus Tonga erfreuten die gesamte Belegschaft mit drei Tanzeinlagen in traditionellen Kostümen und auch sonst blieb die Tanzfläche selten unbenutzt.
Auch das Essen fiel durchaus positiv auf. Es gab nicht die für Neuseeland üblichen Snacks aus Mikrowelle und Backofen, sondern tatsächlich frische Salate, Rindfleisch und Schinken, Kartoffeln und das obligatorische Weißbrot. Zum Nachtisch wurden Mini Eclairs und Eis aufgetischt. Alles in allem also eine deutliche Steigerung!
Wir Backpacker waren mal wieder die letzten, die das Packhaus verließen… praktisch natürlich, dass unser Heimweg mit 50m der mit Abstand kürzeste ist! :)

Schwarz und Blond :)






Traditioneller Tanz aus Tonga
Traditioneller Tanz aus Tonga
Typisch für die Südsee - übergewichtige Frauen



Das sind nur einige Beispiele für Unternehmungen. Wir haben auch Pukekohe, die nächstgelegene größere Stadt unsicher gemacht, waren am Feiertag in Auckland und hatten viele Abende mit Lagerfeuer unterm Sternenhimmel.

Die Zeit hier ist fast vorbei, …und nach (in Reisezeit betrachtet) doch ziemlich langer Zeit an diesem Ort könnte man glatt etwas sentimental werden… wäre da nicht die viiiiiel größere Freude darüber, endlich die Arbeit und die Kiwis zu vergessen und eeeeendlich weiter zu reisen.
Glaubts uns – es wird wirklich Zeit!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen