Donnerstag, 25. September 2014

Outback – It’s a bloody long way to go…

Der lange Weg ins Outback
Früh am nächsten Morgen, noch in völliger Dunkelheit, starteten wir also schon mit unserem Abstecher ins australische Outback. 970km Fahrt standen uns bevor und schon bald war die Landschaft, wie man sie sich vorstellt oder auch aus Filmen kennt. Die Szenerie veränderte sich immer weiter, umso weiter Richtung Westen wir fuhren. Lange, schnurgerade Straßen, wenig Verkehr, blauer Himmel und der Kontrast zur charakteristischen roten Erde faszinierten uns. Diese scheinbar unendliche Weite hatte mich damals schon in ihren Bann gezogen und daran hatte sich nichts geändert. Auch Manu war total begeistert. Immer häufiger bekamen wir Kängurus zu Gesicht, zu Beginn mehr tote als lebendige, aber auch das sollte sich westwärts noch ändern.



In Cunnamulla angekommen wurden wir herzlich begrüßt und ich fühlte mich quasi sofort wieder heimisch.
(Für die fleißigen Leser unter euch die es nicht wissen… ich habe mein Pflichtpraktikum fürs Studium vor knapp drei Jahren in Cunnamulla im australischen Outback abgeleistet und damals 5 Monate für Peieta Mills und ihre Firma „Out The Back Australia“ gearbeitet. Zurück in Australien war es also Zeit für einen Besuch.)
Für den Abend hatte Peieta einige Freunde und Bekannte, die ich beim letzten Besuch ken­nen­gelernt hatte zu einem Überraschungsessen eingeladen und die Wiedersehensfreude war groß. Besonders auf Barb, meine damalige Mitbewohnerin und „Ersatzmama“ hatte ich mich sehr gefreut.

Barb und ich
Inzwischen hat sich Peietas Unternehmen vergrößert und neben den angebotenen Outback-Touren besitzt sie nun ein erfolgreiches Hotel, in dem auch wir übernachten durften. Sollte es jemand von euch mal ins australische Outback und insbesondere mal nach Cunnamullla verschlagen, so können wir das Club Boutique Hotel Cunnamulla mehr als empfehlen ;)
Zufällig war Peieta auch gerade auf der Suche nach einem Koch und Manu hätte natürlich sofort einen neuen Job sicher gehabt. Ein sehr gutes Angebot sogar. Eine Überlegung wärs also auf jeden Fall wert. Schwierig ja nur, weil ich nicht mehr in Australien arbeiten darf...
Club Boutique Hotel Cunnamulla - unser Zimmer
Da sie gerade eine 6-Tages-Tour am Laufen hatte, wurden wir einfach für alle kommenden Unternehmungen und Ausflüge mit eingeplant. So lernten wir Judy und Graeme aus Neuseeland kennen. Die beiden hatten die Tour gebucht und wir durften sie nun begleiten. Obwohl beide schon über 70 sind, waren sie fit und voller Energie und wir verstanden uns direkt gut.

Die kommenden Tage waren ein absolutes Highlight unserer Australienreise. Wer noch nie im Outback war kann sich kaum vorstellen, wie riesig alles ist und in welchen Dimensionen man denken muss. Jeder Ausflug beinhaltet enorme Strecken und somit meist von vornherein mindestens 1-2 Stunden Fahrt.

Zuerst besuchten wir Rocky Station, eine Schaf- und Rinderfarm außerhalb Cunnamullas, die sich im Besitz von Mike und Chris Webster befindet. Hier liefen wir entlang des Flusses und auch durch das momentan ausgetrocknete Flussbett entlang des sogenannten „Wallaby Walks“. Oft kann man hier Wallabys sehen, sie verstecken sich aber auch gerne und so sahen auch wir nur einige blitzschnell durchs Gebüsch flitzen.

Rocky Station - The Rocky Bridge
Das Land der Farm erstreckt sich auf beiden Seiten eines Flusses, dem Warrego River.
Ausgetrocknetes Flussbett
Während unseres Besuchs war dieser wie gesagt ausgetrocknet, beinahe jedes Jahr tritt er nach starken Regenfällen aber über seine Ufer und flutet große Teile der Farm, wodurch der normale Zugang zum Wohnhaus abgeschnitten wird. Die Besonderheit hierbei ist nun die schmale Hängebrücke (7m hoch, 71m lang), die von Mike und seinem Vater Les 1967 eigenhändig gebaut wurde. Nur über sie ist die andere Seite des Flusses zu erreichen und somit muss alles über diese Brücke transportiert werden.




Bei starkem Hochwasser erschwert sich jedoch bereits der Weg zur Brücke. Nur durch genaue Planung und gute Vorbereitung kann diese erreicht werden. An verschiedenen Stellen müssen Autos und ein Boot platziert werden, einige Meter müssen durch bis zu hüfthohem Wasser gehend zurückgelegt werden und jegliche Einkäufe am Ende getragen oder mit dem Schubkarren über die Brücke bugsiert werden. Dies erfordert nicht nur genaue Koordination, sondern auch viel Zeit.


Sieht man das trockene Land ist es schwer vorstellbar, dass sich das alles unter Wasser befinden könnte. Wir bekamen Fotos von der letzten großen Flut gezeigt. Schaut selbst. Ihr werdet vermutlich genauso staunen, wie wir gestaunt haben.

Hier die 7m hohe Brücke - unter Wasser. Nahezu unglaublich.


Alles muss bei Hochwasser über die Hängebrücke - auch die Schafe :)
Nach einem hervorragenden Smoko – Kaffee-/Teepause mit Kuchen etc., man muss dabei nicht rauchen ;) – ging es zurück nach Cunnamulla und zu einer Tour durch die Stadt und die Umgebung.

Kakadus im Flug
Das Wahrzeichen der Stadt - der "Cunnamulla Fella"
Känguruhs auf dem Friedhof in Cunnamulla

Anschließend stand eine etwa zweistündige Fahrt zu unserem nächsten Ziel an: Aldville Station. Hier sollten wir die kommenden zwei Nächte bei den Besitzern Louise und Alan verbringen. Darauf freute ich mich sehr, da wir diese Farm während meines Praktikums nicht besucht hatten und somit auch auf mich etwas ganz neues wartete.

Aldville Station
Angekommen bezogen wir unsere Zimmer und schon gings los. Eine erste kleine Er­kun­dungs­tour stand auf dem Programm. Wir besichtigten den Scherschuppen in dem die Schafe geschoren werden, sowie die Yards durch die die Schafe bis zum Scheren getrieben werden. Danach machten wir einen Spaziergang über das Farmland, das sich direkt rund um das Wohnhaus befand und fütterten Hunde, Hühner, Gänse, Pferde und Kälber. Es gab viel zu sehen und viele Tiere zu streicheln und so waren wir natürlich eine ganze Weile beschäftigt. Bis die Sonne unterging kümmerten wir uns um die Tiere und erfuhren bereits jetzt viel Interessantes von Alan. Louise hatte inzwischen groß aufgekocht und wir verbrachten einen tollen Abend mit netten Gesprächen und viel Gelächter.


Alan und seine Pferde

Shearing Sheds - Schaf-Scher-Schuppen
Shearing Stands - hier werden die Schafe geschoren
Wollpresse

Outback Life ;)

Bluff-Wanderung stand am nächsten Tag als erstes auf dem Programm. Viele von euch werden sich nun fragen, was ist ein Bluff. Bei einem Bluff handelt es sich um einen Berg, oder eher einen Hügel, im ansonsten komplett flachen Outback. Von dort hat man eine tolle Aussicht auf das umliegende Land.

Aussicht vom Bluff
Schon während der Fahrt dorthin sahen wir Kängurus und Emus, Ziegen Schafe und Rinder und uns sollte erstmals in Ansätzen bewusst werden wie groß Aldville eigentlich ist. Die Farm erstreckt sich auf einer Fläche von mehr als 70.000 Acre, d.h. auf über 50.000 Hektar. Für uns unvorstellbar groß.

Auf dem Bluff genossen wir die Aussicht, wanderten ein gutes Stück drum herum und staunten über die Vielfalt der Natur. Wir bekamen nicht nur verschiedenste Gesteinsarten und Pflanzenarten, wie z.B. wilde Orangen zu sehen, sondern auch Wildbienenstöcke, Skelette von Ziegen und alte Aboriginee-Stätten, sowie alte Steinwerkzeuge und gefertigte Steinwaffen. Alan erklärte und beantwortete alle Fragen und es war spannend vom Leben auf einer solchen Farm zu hören.

Auf dem Bluff


Wilde Bienenstöcke
Die Regierung macht es den Farmern im australischen Outback nämlich nicht leicht. Bis vor einigen Jahren gehörte ihnen das Land komplett, mit allem was dazu gehört. Dann wurde ein Gesetz erlassen und ihnen die Bäume vom Besitz abgezogen. Wer Land besitzt, besitzt nun noch ca. 20cm Boden, nichts was darunter liegt und auch nicht die Bäume die darauf wachsen. Muss ein Baum umgestoßen oder gefällt werden, muss ein Antrag gestellt und auf die Genehmigung gewartet werden. Ansonsten sind hohe Strafen fällig. Die Farmer sind in Dürreperioden aber darauf angewiesen, ihr Vieh zusätzlich mit dem Laub von Bäumen zu füttern, da das Gras nicht mehr ausreicht. Nur wenn die Dürreperiode schon lange anhält, dürfen sie ohne Genehmigung einen gewissen Anteil an Bäumen umwerfen und das Vieh damit versorgen.


Wie viel Vieh auf einer Farm lebt, hängt davon ab, wie reichhaltig das dort wachsende Gras ist. Die Versorgung sollte möglich sein, ohne Heu zukaufen zu müssen. So reicht z.B. in Küstenregionen mit saftigem Gras 1 Acre für bis zu zwei Rinder, während im Outback schon mal bis zu 30 Acre für ein Rind nötig sind. Umso größer müssen natürlich auch die Farmen sein, um lohnenswert existieren zu können.

"Hauseigene" Flugzeuglandebahn auf Aldville Station
Am Nachmittag machten wir uns auf Erkundungstour ans entgegen gesetzte Ende von Aldville Station. Dazu ist gut und gern auch mal eine mehrstündige Autofahrt nötig. Langweilig wird es aber nie. Es gibt so viel zu sehen und Alan wusste immer neue Informationen, die uns zum Staunen brachten.


Wir begutachteten „fachmännisch“ seine Rinder, kontrollierten die neun Staudämme, in denen Wasser bereitgehalten wird, dass auch in Dürreperioden noch für drei Monate reichen würde und fuhren zum sogenannten „Artesian Bore“ (artesische Quelle).
Diese unterirdischen Wasser-vorkommen erstrecken sich unter 1/5 von Australien und 2/3 von Queensland. Das Wasser ist mehrere Millionen Jahre alt und kommt durch Druck von selbst an die Oberfläche. Meist hat es eine Temperatur zwischen 45°C und 80°C, wenn es aus dem Boden sprudelt. Auf den Farmen wird es meist durch Rohre und Schläuche umgeleitet und für nahezu alles genutzt – Vieh tränken, Kochen, Waschen, Duschen, … das Wasser riecht ziemlich intensiv nach Schwefel, ist aber sehr gesund und kann direkt getrunken werden. Stellt man es in den Kühlschrank, verliert es seinen schwefligen Geruch.
Überall in der Gegend, also auch in Cunnamulla, wird nur dieses Wasser genutzt und somit gewöhnt man sich nach einer Weile auch an den Geruch ;)

Manu als Feuerwehrmann ;)
Manu durfte sich dann einmal als „Feuerwehrmann“ versuchen und den Schlauch halten, als Alan das Wasser aufdrehte. Mit enormem Druck schießt es heraus, bis zu 3,5 Mio. Liter täglich, allein auf Aldville Station. Diese Wasservorkommen sind besonders in Dürreperioden überlebenswichtig.

Aldville Station unter Wasser
Doch auch Aldville Station hat wie nahezu alle Farmen in der Region nicht nur mit Dürre, sondern auch mit Überflutungen zu kämpfen und so steht auch hier alle paar Jahre alles unter Wasser. Hier ein Beweisfoto. Man möchts echt kaum glauben.

Ist das der Fall, sind Alan und Louise oft tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Da sie nicht zu erreichen waren, schauten Freunde während der letzten großen Flut mit dem Helikopter nach ihnen, um sicher zu stellen, dass alles in Ordnung ist. Die nächsten größeren Städte sind Charleville und Cunnamulla und liegen jeweils ca. 2,5 Stunden Fahrt entfernt.

"Land unter" auf Aldville Station
Die Zeit auf Aldville Station war fantastisch und wir wollen uns an dieser Stelle noch einmal bei Louise und Alan für ihre Gastfreundschaft, die lustige Zeit, die vielen Infomationen und Geschichten und natürlich auch für das tolle Essen bedanken!

Aboriginee Steinwaffen und -werkzeuge
Früh am nächsten Morgen hieß es Abschiednehmen und wir wurden von Peieta wieder abgeholt. Weiter ging es nach Yowah und zum Opale schürfen. Doch davon mehr im nächsten Bericht. Wer weiß, vllt sind wir ja inzwischen reich und können noch länger weiter reisen als eh schon geplant? ;)

Abschied: Judy, Louise, Tanja, Manu, Alan und Graeme - zwei tolle Tage sind vorbei!

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