Der lange Weg ins Outback |
Früh am nächsten Morgen, noch in
völliger Dunkelheit, starteten wir also schon mit unserem Abstecher ins
australische Outback. 970km Fahrt standen uns bevor und schon bald war die
Landschaft, wie man sie sich vorstellt oder auch aus Filmen kennt. Die Szenerie
veränderte sich immer weiter, umso weiter Richtung Westen wir fuhren. Lange,
schnurgerade Straßen, wenig Verkehr, blauer Himmel und der Kontrast zur
charakteristischen roten Erde faszinierten uns. Diese scheinbar unendliche
Weite hatte mich damals schon in ihren Bann gezogen und daran hatte sich nichts
geändert. Auch Manu war total begeistert. Immer häufiger bekamen wir Kängurus
zu Gesicht, zu Beginn mehr tote als lebendige, aber auch das sollte sich
westwärts noch ändern.
In Cunnamulla angekommen wurden
wir herzlich begrüßt und ich fühlte mich quasi sofort wieder heimisch.
(Für die fleißigen Leser unter
euch die es nicht wissen… ich habe mein Pflichtpraktikum fürs Studium vor knapp
drei Jahren in Cunnamulla im australischen Outback abgeleistet und damals 5
Monate für Peieta Mills und ihre Firma „Out The Back Australia“ gearbeitet.
Zurück in Australien war es also Zeit für einen Besuch.)
Für den Abend hatte Peieta einige
Freunde und Bekannte, die ich beim letzten Besuch kennengelernt hatte zu
einem Überraschungsessen eingeladen und die Wiedersehensfreude war groß. Besonders
auf Barb, meine damalige Mitbewohnerin und „Ersatzmama“ hatte ich mich sehr
gefreut.
Barb und ich |
Inzwischen hat sich Peietas
Unternehmen vergrößert und neben den angebotenen Outback-Touren besitzt sie nun
ein erfolgreiches Hotel, in dem auch wir übernachten durften. Sollte es jemand
von euch mal ins australische Outback und insbesondere mal nach Cunnamullla
verschlagen, so können wir das Club Boutique Hotel Cunnamulla mehr als
empfehlen ;)
Zufällig war Peieta auch gerade auf der Suche nach einem Koch und Manu hätte natürlich sofort einen neuen Job sicher gehabt. Ein sehr gutes Angebot sogar. Eine Überlegung wärs also auf jeden Fall wert. Schwierig ja nur, weil ich nicht mehr in Australien arbeiten darf...
Zufällig war Peieta auch gerade auf der Suche nach einem Koch und Manu hätte natürlich sofort einen neuen Job sicher gehabt. Ein sehr gutes Angebot sogar. Eine Überlegung wärs also auf jeden Fall wert. Schwierig ja nur, weil ich nicht mehr in Australien arbeiten darf...
Club Boutique Hotel Cunnamulla - unser Zimmer |
Da sie gerade eine 6-Tages-Tour
am Laufen hatte, wurden wir einfach für alle kommenden Unternehmungen und
Ausflüge mit eingeplant. So lernten wir Judy und Graeme aus Neuseeland kennen.
Die beiden hatten die Tour gebucht und wir durften sie nun begleiten. Obwohl
beide schon über 70 sind, waren sie fit und voller Energie und wir verstanden
uns direkt gut.
Die kommenden Tage waren ein
absolutes Highlight unserer Australienreise. Wer noch nie im Outback war kann
sich kaum vorstellen, wie riesig alles ist und in welchen Dimensionen man
denken muss. Jeder Ausflug beinhaltet enorme Strecken und somit meist von
vornherein mindestens 1-2 Stunden Fahrt.
Zuerst besuchten wir Rocky
Station, eine Schaf- und Rinderfarm außerhalb Cunnamullas, die sich im Besitz von
Mike und Chris Webster befindet. Hier liefen wir entlang des Flusses und auch
durch das momentan ausgetrocknete Flussbett entlang des sogenannten „Wallaby
Walks“. Oft kann man hier Wallabys sehen, sie verstecken sich aber auch gerne
und so sahen auch wir nur einige blitzschnell durchs Gebüsch flitzen.
Rocky Station - The Rocky Bridge |
Das Land der Farm erstreckt sich
auf beiden Seiten eines Flusses, dem Warrego River.
Ausgetrocknetes Flussbett |
Während unseres Besuchs war
dieser wie gesagt ausgetrocknet, beinahe jedes Jahr tritt er nach starken
Regenfällen aber über seine Ufer und flutet große Teile der Farm, wodurch der
normale Zugang zum Wohnhaus abgeschnitten wird. Die Besonderheit hierbei ist
nun die schmale Hängebrücke (7m hoch, 71m lang), die von Mike und seinem Vater
Les 1967 eigenhändig gebaut wurde. Nur über sie ist die andere Seite des
Flusses zu erreichen und somit muss alles über diese Brücke transportiert
werden.
Bei starkem Hochwasser erschwert
sich jedoch bereits der Weg zur Brücke. Nur durch genaue Planung und gute
Vorbereitung kann diese erreicht werden. An verschiedenen Stellen müssen Autos
und ein Boot platziert werden, einige Meter müssen durch bis zu hüfthohem
Wasser gehend zurückgelegt werden und jegliche Einkäufe am Ende getragen oder
mit dem Schubkarren über die Brücke bugsiert werden. Dies erfordert nicht nur
genaue Koordination, sondern auch viel Zeit.
Sieht man das trockene Land ist
es schwer vorstellbar, dass sich das alles unter Wasser befinden könnte. Wir
bekamen Fotos von der letzten großen Flut gezeigt. Schaut selbst. Ihr werdet
vermutlich genauso staunen, wie wir gestaunt haben.
Hier die 7m hohe Brücke - unter Wasser. Nahezu unglaublich. |
Alles muss bei Hochwasser über die Hängebrücke - auch die Schafe :) |
Nach einem hervorragenden Smoko –
Kaffee-/Teepause mit Kuchen etc., man muss dabei nicht rauchen ;) – ging es
zurück nach Cunnamulla und zu einer Tour durch die Stadt und die Umgebung.
Kakadus im Flug |
Das Wahrzeichen der Stadt - der "Cunnamulla Fella" |
Känguruhs auf dem Friedhof in Cunnamulla |
Anschließend stand eine etwa
zweistündige Fahrt zu unserem nächsten Ziel an: Aldville Station. Hier sollten
wir die kommenden zwei Nächte bei den Besitzern Louise und Alan verbringen.
Darauf freute ich mich sehr, da wir diese Farm während meines Praktikums nicht
besucht hatten und somit auch auf mich etwas ganz neues wartete.
Aldville Station |
Angekommen bezogen wir unsere
Zimmer und schon gings los. Eine erste kleine Erkundungstour stand auf dem
Programm. Wir besichtigten den Scherschuppen in dem die Schafe geschoren
werden, sowie die Yards durch die die Schafe bis zum Scheren getrieben werden. Danach machten wir einen Spaziergang über das Farmland, das sich direkt rund um das Wohnhaus befand und fütterten Hunde, Hühner, Gänse, Pferde
und Kälber. Es gab viel zu sehen und viele Tiere zu streicheln und so waren wir natürlich eine ganze Weile beschäftigt. Bis die Sonne unterging kümmerten wir uns um die Tiere und erfuhren bereits jetzt viel Interessantes von Alan. Louise hatte inzwischen groß aufgekocht und wir verbrachten einen
tollen Abend mit netten Gesprächen und viel Gelächter.
Alan und seine Pferde |
Shearing Sheds - Schaf-Scher-Schuppen |
Shearing Stands - hier werden die Schafe geschoren |
Wollpresse |
Outback Life ;) |
Bluff-Wanderung stand am nächsten
Tag als erstes auf dem Programm. Viele von euch werden sich nun fragen, was ist
ein Bluff. Bei einem Bluff handelt es sich um einen Berg, oder eher einen
Hügel, im ansonsten komplett flachen Outback. Von dort hat man eine tolle
Aussicht auf das umliegende Land.
Aussicht vom Bluff |
Schon während der Fahrt dorthin
sahen wir Kängurus und Emus, Ziegen Schafe und Rinder und uns sollte erstmals
in Ansätzen bewusst werden wie groß Aldville eigentlich ist. Die Farm erstreckt
sich auf einer Fläche von mehr als 70.000 Acre, d.h. auf über 50.000 Hektar. Für uns unvorstellbar groß.
Auf dem Bluff genossen wir die
Aussicht, wanderten ein gutes Stück drum herum und staunten über die Vielfalt
der Natur. Wir bekamen nicht nur verschiedenste Gesteinsarten und
Pflanzenarten, wie z.B. wilde Orangen zu sehen, sondern auch Wildbienenstöcke,
Skelette von Ziegen und alte Aboriginee-Stätten, sowie alte Steinwerkzeuge und
gefertigte Steinwaffen. Alan erklärte und beantwortete alle Fragen und es war
spannend vom Leben auf einer solchen Farm zu hören.
Auf dem Bluff |
Wilde Bienenstöcke |
Die Regierung macht es den
Farmern im australischen Outback nämlich nicht leicht. Bis vor einigen Jahren
gehörte ihnen das Land komplett, mit allem was dazu gehört. Dann wurde ein
Gesetz erlassen und ihnen die Bäume vom Besitz abgezogen. Wer Land besitzt,
besitzt nun noch ca. 20cm Boden, nichts was darunter liegt und auch nicht die
Bäume die darauf wachsen. Muss ein Baum umgestoßen oder gefällt werden, muss
ein Antrag gestellt und auf die Genehmigung gewartet werden. Ansonsten sind
hohe Strafen fällig. Die Farmer sind in Dürreperioden aber darauf angewiesen,
ihr Vieh zusätzlich mit dem Laub von Bäumen zu füttern, da das Gras nicht mehr
ausreicht. Nur wenn die Dürreperiode schon lange anhält, dürfen sie ohne
Genehmigung einen gewissen Anteil an Bäumen umwerfen und das Vieh damit
versorgen.
Wie viel Vieh auf einer Farm
lebt, hängt davon ab, wie reichhaltig das dort wachsende Gras ist. Die
Versorgung sollte möglich sein, ohne Heu zukaufen zu müssen. So reicht z.B. in
Küstenregionen mit saftigem Gras 1 Acre für bis zu zwei Rinder, während im
Outback schon mal bis zu 30 Acre für ein Rind nötig sind. Umso größer müssen
natürlich auch die Farmen sein, um lohnenswert existieren zu können.
"Hauseigene" Flugzeuglandebahn auf Aldville Station |
Am Nachmittag machten wir uns auf
Erkundungstour ans entgegen gesetzte Ende von Aldville Station. Dazu ist gut
und gern auch mal eine mehrstündige Autofahrt nötig. Langweilig wird es aber
nie. Es gibt so viel zu sehen und Alan wusste immer neue Informationen, die uns
zum Staunen brachten.
Wir begutachteten „fachmännisch“
seine Rinder, kontrollierten die neun Staudämme, in denen Wasser bereitgehalten
wird, dass auch in Dürreperioden noch für drei Monate reichen würde und fuhren
zum sogenannten „Artesian Bore“ (artesische Quelle).
Diese unterirdischen
Wasser-vorkommen erstrecken sich unter 1/5 von Australien und 2/3 von
Queensland. Das Wasser ist mehrere Millionen Jahre alt und kommt durch Druck
von selbst an die Oberfläche. Meist hat es eine Temperatur zwischen 45°C und
80°C, wenn es aus dem Boden sprudelt. Auf den Farmen wird es meist durch Rohre
und Schläuche umgeleitet und für nahezu alles genutzt – Vieh tränken, Kochen,
Waschen, Duschen, … das Wasser riecht ziemlich intensiv nach Schwefel, ist aber
sehr gesund und kann direkt getrunken werden. Stellt man es in den Kühlschrank,
verliert es seinen schwefligen Geruch.
Überall in der Gegend, also auch
in Cunnamulla, wird nur dieses Wasser genutzt und somit gewöhnt man sich nach
einer Weile auch an den Geruch ;)
Manu als Feuerwehrmann ;) |
Manu durfte sich dann einmal als
„Feuerwehrmann“ versuchen und den Schlauch halten, als Alan das Wasser
aufdrehte. Mit enormem Druck schießt es heraus, bis zu 3,5 Mio. Liter täglich,
allein auf Aldville Station. Diese Wasservorkommen sind besonders in
Dürreperioden überlebenswichtig.
Aldville Station unter Wasser |
Doch auch Aldville Station hat
wie nahezu alle Farmen in der Region nicht nur mit Dürre, sondern auch mit
Überflutungen zu kämpfen und so steht auch hier alle paar Jahre alles unter
Wasser. Hier ein Beweisfoto. Man möchts echt kaum glauben.
Ist das der Fall, sind Alan und
Louise oft tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Da sie nicht zu erreichen
waren, schauten Freunde während der letzten großen Flut mit dem Helikopter nach
ihnen, um sicher zu stellen, dass alles in Ordnung ist. Die nächsten größeren Städte sind Charleville und Cunnamulla und liegen
jeweils ca. 2,5 Stunden Fahrt entfernt.
"Land unter" auf Aldville Station |
Die Zeit auf Aldville Station war
fantastisch und wir wollen uns an dieser Stelle noch einmal bei Louise und Alan
für ihre Gastfreundschaft, die lustige Zeit, die vielen Infomationen und
Geschichten und natürlich auch für das tolle Essen bedanken!
Aboriginee Steinwaffen und -werkzeuge |
Früh am nächsten Morgen hieß es
Abschiednehmen und wir wurden von Peieta wieder abgeholt. Weiter ging es nach
Yowah und zum Opale schürfen. Doch davon mehr im nächsten Bericht. Wer weiß,
vllt sind wir ja inzwischen reich und können noch länger weiter reisen als eh
schon geplant? ;)
Abschied: Judy, Louise, Tanja, Manu, Alan und Graeme - zwei tolle Tage sind vorbei! |
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