Montag, 10. November 2014

Tour durch Balis Landesinnere – Allheilwasser, Kacke-Kaffee und Tempelabzockerei



Wie schon erwähnt wollten wir noch so einiges auf Bali besichtigen und nutzten das Städtchen Ubud dafür als Ausgangspunkt. Weil wir keine Lust hatten selbst zu fahren und es recht günstig ist sich ein Auto samt Fahrer zu mieten, taten wir das. Früh am nächsten Morgen starteten wir zu unserer großen Tempel-Tour, die uns nicht nur zu einigen Hindu-Tempeln, sondern auch auf eine Kaffeeplantage und an den Vulkan Batur und den gleichnamigen See bringen sollte.

Erstes Ziel unserer Besichtigungstour war der Tempel „Goa Gajah“, auch „Die Höhle des Elefanten“ genannt. Dieser Tempel hat letztendlich gar nichts mit Elefanten zu tun, sondern ist dem Elefantengott Ganesh, einem Sohn des hinduistischen Gottes Shiva, gewidmet. Der Höhleneingang ist auffällig gestaltet und stellt einen Dämon dar, der die Höhle umschließt.


Goa Gajah - Eingang zur Elefantenhöhle
Schrein für den Elefantengott Ganesh
Abgesehen von der Höhle gab es noch einen Brunnen und einen kleinen Spazierweg entlang einiger Reisfelder.
Doch bevor wir überhaupt nur in die Nähe des Tempeleingangs kamen wurden wir bereits von mindestens acht Verkäuferinnen nahezu überrannt. Alle wollten ihre Souvenirs, Klamotten, Getränke und am wichtigsten: Sarongs, an den Mann bringen. Sarongs sind sehr große, bunte Tücher die um die Hüfte geknotet werden. Tempelanlagen darf man nämlich nur betreten, wenn Schultern und Beine bedeckt sind. Meist kann man sie am Eingang ausleihen, oft wird aber eine saftige Gebühr dafür verlangt. Da wir das schon vorher wussten, hatten wir bereits beschlossen uns eigene Sarongs zu kaufen und erhandelten uns jeweils ein hübsches Exemplar.


Kaffeekirschen
Kaffeeplantage mitten im Regenwald
Als nächstes besuchten wir eine der Kaffeeplantagen, die den sogenannten „Luwak Kaffee“ herstellen. Dabei handelt es sich um den teuersten, im Handel erhältlichen Kaffee der Welt. Besonderheit dieses Kaffees ist, dass die Kaffeekirschen zuerst durch die Luwak-Katze (gehört eigentlich zur Gattung der Oppossums) selektiert, gefressen und dann wieder ausgeschieden wird. Die ausgeschiedenen Kaffeebohnen sind quasi unberührt, da sie durch ihre Pergamenthaut geschützt sind, liefern dadurch am Ende ein ganz besonders volles und schmackhaftes Aroma. Diese Bohnen werden dann mehrfach geröstet und zum wohl exklusivsten Kaffee der Welt verarbeitet.

Achja, Ananas wachsen dort übrigens auch
Eine sogenannte "Luwak-Katze"
Ausgeschiedene und gewaschene Kaffeebohnen

Wir haben ihn probiert und für gut befunden. Allerdings war natürlich keine Kackenote herauszuschmecken, gleichzeitig bemerkten wir aber auch die angepriesene „würzig-süßliche Säure“ nicht wirklich. Es war was es war – guter Kaffee eben. Endlich mal wieder nach der ganzen Plörre die man sonst oft so bekommt! ;)

Luwak Kaffee und schön anzusehen - ausgeschiedene UNgewaschene Kaffeebohnen davor
Bei der Verkostung :)
Die Führung über die Plantage, die Erläuterung der nacheinander folgenden Prozesse, die Verarbeitung und das Rösten der Kaffeebohnen, bei dem wir selbst mithelfen durften war eine super Erfahrung und die anschließende Verkostung aller sonstigen Produkte ein leckerer Abschluss. Hergestellt werden dort nämlich nicht nur der „Luwak Kaffee“, sondern auch verschiedene Tees, wie Ingwer-, Zitronengras- oder Reistee und natürlich Kaffeesorten und -mischungen, z.B. mit Schokolade, Kokosnuss oder Vanille.

Kaffee mahlen
Kaffee rösten
Probiererle ;)
Leider ist der Luwak Kaffee neben hochwertig und exklusiv eben auch unheimlich teuer. Qualität hat ja bekanntlich ihren Preis ;) ansonsten hätten wir euch gerne ein bisschen Kacke-Kaffee zum Probieren mit­gebracht.


Eingang zum Pura Tirta Empul
Nach dieser leckeren Unterbrechung besuchten wir den nächsten Tempel, den „Tirta Empul“ in der Nähe der Stadt Tampaksiring. Dieser gehört zu den neun Staatstempeln und ist einer von Balis heiligsten Tempelanlagen. Angeblich tritt dort heiliges Quellwasser zutage, das jegliche Krankheit und allerhand Leiden heilen kann.


Heutzutage kommen nicht mehr nur hinduistische Gläubige, sondern auch viele Touristen hierher um sich um sich zu reinigen und von Krankheiten und sonstigen Problemen zu befreien. Jede der einzelnen Fontänen, die ihr Wasser ins Quellbecken ergießen, soll dabei für eine ganz bestimmte Aufgabenstellung zuständig sein, die genaue Zuordnung ist aber heute nicht mehr bekannt.
Wir hatten zwar nicht vor dort zu baden, man weiß ja nicht ob man sich da nicht mehr Probleme einfängt als man los wird. Heilig hin oder her :D Fußpilz lässt grüßen – so viele Leute wie da schon drin waren.


Fontänen mit heiligem Quellwasser
Die Hand einmal ins Wasser halten musste aber schon sein. Vielleicht hilft das ja auch gegen die vielen Mückenstiche, die uns ständig so schrecklich nerven. Die fallen doch sicher auch unter die Kategorie „allerhand Leiden“, oder?! ;)



Zeitgleich fand dort auch eine Zeremonie statt, der wir eine Weile zuschauten. Auch Opfergaben in Form von Pflanzen, Obst und anderer Lebensmittel, sowie einer Ente und eines Huhns standen schon bereit. Bis zu deren Opferung warteten wir aber nicht mehr.


Opfergaben

Nun machten wir uns auf den Weg zum Vulkan Batur und dem am Fuße liegenden gleich­namigen See. Dort gab es ein All-you-can-eat-Mittagessen in einem Restaurant. Das Essen war eher weniger die Erfüllung, dafür machte die Aussicht auf die wunderschöne Landschaft umso mehr her.

Mittagessen mit Aussicht
Agung Batur und Lake Batur
Etwas fragwürdige Bauweise?! ;)
Ein anschließender Spaziergang über den Markt hätte uns beinahe einen Hund beschert ;) Überall wurden sie verkauft, niedliche Welpen, meistens viel zu viele davon eingepfercht in winzige Käfige. Uns tat es weh das zu sehen und am liebsten hätten wir sie alle mit nachhause genommen. Spottbillig waren sie obendrein – 5000 indonesischen Rupien, das sind etwa 35 Cent. Tiere sind dort einfach immer noch nichts wert, was auch an der enormen Anzahl an Straßenhunden erkennbar ist.

Wäscherei ;)




Der folgende Programmpunkt sollte das Highlight dieser Tour werden – der Tempel Besakih. Er ist das wohl heiligste religiöse Gebäude Balis und der sogenannte Muttertempel aller hinduistischen Tempel. Er liegt am Fuß des Vulkans Gunung Agung und wurde im 8. Jahrhundert erbaut. Der gesamte Tempelkomplex des Pura Besakih besteht aus 23 separaten Tempeln mit über 200 Gebäuden, die jeweils eigenständige Tempel und Schreine beherbergen.
 
Pura Besakih



Zuvor hatten wir bereits von verschiedensten Freunden, anderen Reisenden und unserem Reiseführer erfahren, dass man hier oft abgezockt wird, einem ein Führer aufgenötigt wird und man meist mehr Geld bezahlt als eigentlich nötig. Das würde uns nicht passieren – nein – wir wussten ja wie das normalerweise ablief.
Kaum hatten wir die Tickets gekauft, wollten wir also los, aber nein – Ticketkontrolle. Jetzt wollten wir aber los. Nein – „einen Schritt näher treten bitte“.




Gesagt getan und in diesem Moment wurde uns klar, dass wir uns selbst und trotz aller Vorwarnungen direkt in die Falle manövriert hatten. Da standen wir nun vor diesem schmierigen Kerl, der uns genau das erzählte, wovor wir bereits gewarnt worden waren. Es fände heute eine große besondere Zeremonie statt, aufgrund dessen man den Tempel natürlich nur mit einem einheimischen Führer betreten dürfe. Bezahlen könne man angeblich nach eigenem Ermessen, es handele sich dabei um Spenden!
Na gut, jetzt gabs eh schon kein Zurück mehr und Manu bezahlte zähneknirschend 50.000 Rupien extra und erklärte, das wäre für ihn und mich. Daraufhin wurde der bislang so übertrieben freundliche Ticketkontrolleur aber auf einmal wütend, meckerte uns in übelstem Tonfall an und verlangte mindestens 300.000 Rupien pro Person.



Auch Manu konnte sich bei soviel Dreistigkeit nicht mehr beherrschen, warf dem Kerl vor uns wie „wandelnde Geldautomaten“ zu behandeln und noch so einiges mehr. Eine Weile ging die Diskussion so hin und her, es fielen Worte wie Respekt und Fairness und ähnliche unsinnige Argumente vonseiten des Balinesen. Letztendlich brachte uns die gesamte Debatte aber natürlich keinen Schritt weiter, weshalb Michl selbst schnell noch etwas bezahlte, wir dem Ekelpaket klarmachten, dass er dann eben nicht behaupten dürfe „der Betrag sei eigenes Ermessen“ und wir dann mit unserem aufgedrängten Guide in Richtung Tempel davonzogen.
Der Tempel selbst war schön anzusehen mit seinen vielen Türmchen, Statuen, Steinhauereien und großen Toren.



Einen älteren Guide hätten wir wohl kaum bekommen können und gebraucht haben wir ihn erst recht nicht. Zum einen weil es ja wie wir sowieso wussten keine besondere Zeremonie gab, zum anderen weil er weder Lust hatte uns etwas zu erklären, noch auf viel Bewegung und nur lustlos hinter uns her schlurfte. Nach jeder zweiten Treppenstufe – und glaubt mir, es gibt viiiiiiele davon – fragte er, ob wir endlich umkehren könnten. Nach und nach sank unsere ohnehin schon mittelmäßige Laune dann komplett in den Keller.
Am meisten haben wir uns aber wohl über uns selbst geärgert. Wir wussten schon vorher genau was passieren würde und sind trotzdem wie die Anfänger mittenrein gerannt ;) aber gut, es gibt Schlimmeres und jeder der längere Zeit durch Asien reist, wird das eine oder andere Mal zuviel bezahlen. Damit muss man leben.




So schön der Tempel Besakih an sich war, so negativ blieben uns die Auseinandersetzung und die ewige Geldgier der dortigen Menschen im Kopf. Der eigene Glaube wird sozusagen verkauft, überall wird noch einmal mehr versucht Geld zu machen und die Touristen abzuzocken. Eintritt, Kerzchen anzünden, beten, spezielle Treppen besteigen, Trinkgeld für den Guide, den man nicht braucht – alles kostet extra. Man wird aber meist auch nicht gefragt ob man das denn machen möchte, sondern bekommt Kerze und Co. einfach in die Hand gestopft, dann wird selbst die Hand nach Geld ausgestreckt. Dies hinterlässt dann doch einen etwas faden Beigeschmack im sonst so freundlichen und schönen Bali. Sagt selbst, in welcher deutschen Kirche muss man Geld bezahlen um sie betreten zu können?
Hoffen wir mal, dass das Geld tatsächlich für den Erhalt der Tempelanlagen verwendet wird. Viele davon sind aber so baufällig, dass wir daran eher zweifeln, wobei wenigstens der Pura Besakih recht gut erhalten war.


Nachdem wir unseren Guide losgeworden waren und selbst noch eine kleine Runde durch die vielen Tempelgässchen und die unzähligen Treppen gemacht hatten, verließen wir den Tempel Besakih und traten die Heimfahrt an.



Unterwegs gab es noch einen letzten Stopp am Gerichtshof in der Stadt Klungkung. Dieser war ehrlich gesagt nicht sonderlich sehenswert. Beschreiben könnte man das Hauptgebäude bestenfalls als Baustelle, dahinter lag ein Museum, das allerdings nicht einmal 5 Minuten nach unserer Ankunft schloss und uns gerade noch Zeit für einen winzigen Blick hinein gab. Einzig der Musiker vor der Tür beeindruckte uns mit seinem Instrument, einer Art Xylophon und Manu und Michl gaben beide ihr Bestes ;)
 
Court of Justice (Gerichtshof) in Klungkung

...ein Naturtalent... :)

Zurück im Hotel waren wir ziemlich müde, es war doch ein langer Tag mit viel Fahrtzeit und vielen neuen Eindrücken gewesen.
Schon am nächsten Tag würden wir unseren freundlichen Fahrer wiedersehen. Dieses Mal sollte es bis an die Ostküste Balis gehen.

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